Wohlbefinden in den Wechseljahren
Für die meisten Frauen ist körperliche Fitness und seelische Ausgeglichenheit gerade mit Blick auf das Älterwerden ein wichtiges Kriterium. Deshalb kann ein achtsamer und gesundheitsbewusster Lebensstil viel dazu beitragen, auch die Wechseljahre als Zeit des Wohlbefindens zu gestalten.
Inhaltsverzeichnis
Psychische Gesundheit
Zu den körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren treten manchmal auch seelische Herausforderungen durch das soziale Umfeld. Denn die Lebensphase zwischen Mitte 40 und Mitte 50 kann für Frauen in der Gesellschaft mit vielen weiteren Veränderungen verbunden sein:
- die Kinder werden erwachsen,
- die eigenen Eltern bedürftiger,
- der Beruf fordernder.
Es hängt viel von der eigenen Persönlichkeit und den individuellen Lebensumständen ab, wie Frauen diesen vielfältigen Wandel erleben. Manche widmen ihm keine größere Aufmerksamkeit, sind vielleicht durch andere Themen abgelenkt. Andere erleben ihn als Chance, sich neue Perspektiven zu schaffen, Pläne für die kommenden Lebensphasen zu schmieden oder sich Zeit für die Beschäftigung mit den eigenen Fragen zu nehmen.
Wenn viele Fragen und Herausforderungen zusammenkommen, sind
- Müdigkeit,
- Konzentrationsmangel und
- Gedächtnisschwäche
keine seltenen Reaktionen. Ursächlich sind dafür weniger die hormonellen Umstellungen sondern vielmehr das zeitliche Zusammentreffen der vielen unterschiedlichen Faktoren, vielleicht noch verstärkt durch Schlafmangel in Folge von Hitzewallungen. Es ist wichtig, sich diese Zusammenhänge klar zu machen.
Frauen, die sich in dieser Zeit stark gefordert oder auch überfordert erleben, können sich Unterstützung organisieren. Es gibt eine große Vielzahl von Möglichkeiten, die so genannte Selbstfürsorge zu verbessern. Ganz wichtig ist dabei: es gibt kein Patentrezept, das für jede Frau passen würde. So verschieden wie die einzelnen Frauen und ihre jeweiligen Lebensumstände sind, so individuell sind auch die Wege zu größerem Wohlbefinden. Passt in einem Fall mehr Aktivität, ist es in einem anderen eher Entspannung. Welche Mischung, wann die richtige ist, entscheidet jede Frau nach ihren persönlichen Bedürfnissen.
Sexualität
Früher nahmen manche Menschen an, dass mit der Fruchtbarkeit auch das sexuelle Erleben enden würde. Doch heute ist längst nachgewiesen: die Fähigkeit zu Liebe und Lust bleibt prinzipiell für das ganze Leben erhalten. Frauen können also auch während und nach den Wechseljahren Sexualität und Erotik erleben.
Denn die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre haben nur geringen Einfluss auf das sexuelle Interesse von Frauen, ihre Erregbarkeit oder ihre Orgasmusfähigkeit. Im Gegenteil: Bei manchen Frauen steigert sich das Erleben sogar. Besonders, wenn sie sich nach der Menopause nicht mehr um Verhütungsfragen kümmern müssen.
Ändert sich das sexuelle Leben in den Wechseljahren, liegt das nicht an der hormonellen Umstellung. Viel eher liegen die Gründe in den sich verändernden Partnerschaften oder generellen Lebensumständen.
Regelmäßiger Sex, ob alleine oder mit anderen, kann das allgemeine Wohlbefinden auch in den Wechseljahren positiv beeinflussen. Sexuelle Erregung verbessert die Durchblutung auch im Genitalbereich. Wenn die Schleimhäute sich zu trocken oder zu schnell gereizt anfühlen, helfen
- Gleitmittel,
- spezielle Pflegecremes oder
- Hormone, die direkt im Genitalbereich wirken.
Verhütung
Empfängnisverhütung ist bis zur Menopause auch in den Wechseljahren ein Thema. Denn selbst wenn ein Eisprung immer seltener und damit die Fruchtbarkeit immer geringer wird: erst wenn die Regelblutung ein Jahr lang ausgeblieben ist, kann eine Frau sicher davon ausgehen, nicht mehr schwanger zu werden.
Welche Verhütungsmethode während der Wechseljahre am besten passt, bleibt eine persönliche und sehr individuelle Entscheidung der jeweiligen Frauen und ihrer Partner.
- Mit östrogenhaltigen Pillen erhöht sich etwa ab dem 40. Lebensjahr das Risiko für Gefäßerkrankungen, also für Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombosen. Ob die Pille dennoch weiter genommen werden kann, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen. Minipillen und Implantate, die als Wirkstoff nur Gestagen enthalten, sind für das Herz-Kreislauf-System ungefährlich. Als Nebenwirkung können unregelmäßige Blutungen auftreten. Bei der ebenfalls Gestagen abgebenden Hormonspirale (Intra-Uterin-System) bleiben die Regelblutungen nach einer Weile meist ganz aus. Diese Spirale ist besonders sinnvoll für Frauen, die sehr starke Monats-Blutungen haben, beispielsweise aufgrund einer vergrößerten Gebärmutter.
- Bei einer Kupferspirale können die Regelblutungen stärker und länger werden.
- Barriere-Methoden wie das Diaphragma, die Portio-Kappe und Frauen- wie Männerkondome schützen umso sicherer, je geübter sie angewendet werden.
Kondome sind in den Wechseljahren auch deshalb eine gute Idee, weil sie zusätzlich die empfindlicher werdenden Schleimhäute vor sexuell übertragbaren Infektionen schützen können.
Methoden der Fruchtbarkeitswahrnehmung wie das Temperaturmessen oder das Beobachten des Muttermundschleimes werden unsicherer, wenn der Eisprung unregelmäßig wird oder ausbleibt. Dadurch geraten auch sogenannte Verhütungsapps an ihre Grenzen.
Unter Umständen könnte auch eine Sterilisation des Partners in Betracht gezogen werden.
Für die Verhütung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr können Frauen auch in den Wechseljahren auf die „Pille danach“ oder die „Spirale danach“ zurückgreifen.
Untersützungsangebote
Um Unterstützung zu bekommen, hilft es fast immer, offen über das eigene Befinden zu sprechen. Wechseljahre sollten kein Tabu-Thema sein. Im Gespräch mit Vertrauten – ob im persönlichen Umfeld oder mit professioneller Beratung – lassen sich passende Antworten finden und Strategien entwickeln. Wer sich mit anderen Frauen über deren Erfahrungen austauscht, kann sich selbst stärken.
Erste Anlaufstellen für professionelle Unterstützung können Ärztinnen und Ärzte, aber auch Apotheken und Frauengesundheitszentren sein. Es gibt auch gynäkologische Praxen mit einer psychosomatischen Ausrichtung, die Frauen während der Wechseljahre beraten und begleiten. Die Beratungsstellen der pro familia können ebenfalls weiterhelfen. In Selbsthilfegruppen können sich Frauen gegenseitig bei der Bewältigung der Wechseljahre unterstützen. Adressen gibt es bei den Selbsthilfekoordinierungsstellen sowie den Frauengesundheitszentren vor Ort.
Beckermann, M. (2020). Wechseljahre – was muss ich jetzt wissen, was passt zu mir? Nach den aktuellen medizinischen Leitlinien. ISBN 978-3-4568-5987-3. Hofgrefe.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Wechseljahrsbeschwerden. www.gesundheitsinformation.de/wechseljahrsbeschwerden.2171.de.html; letzter Zugriff: 15.10.2024.
Leitlinienprogramm der Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG), Österreicher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) (2017). Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. AWMF-Registernummer 015-062. Leitlinienklasse S 3. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html; letzter Zugriff: 15.10.2024.
Northrup, C. (2016). Weisheit der Wechseljahre. ZS-Verlag.
Tipps zum Weiterlesen
- Stadt Wien: Entspannt durch die Wechseljahre
- pro familia: Sexualität und Älterwerden
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) - Familienplanung.de: Verhütungsmittel für die Wechseljahre
Letzte Aktualisierung: Oktober 2024