HIV/AIDS

Zu den bekanntesten sexuell übertragbaren Infektionen gehört diejenige mit dem Humanen Immundefizienz-Virus, HIV. Das HI-Virus schädigt das menschliche Immunsystem und führt unbehandelt zur Immunschwächekrankheit AIDS.

Verbreitung von HIV

In Deutschland sind Frauen mit HIV eine Minderheit. Das Robert Koch-Institut schätzt, dass Ende 2023 rund 96.700 Menschen mit HIV in Deutschland leben. Davon sind rund 20.100 Frauen, also 20,8 Prozent. UNAIDS schätzt, dass Ende 2022 weltweit rund 39 Millionen Menschen mit dem HI-Virus leben. Mehr als die Hälfte aller Menschen mit HIV sind Mädchen und Frauen. Weltweit vermutet UNAIDS für 2022 rund 1,3 Millionen neue HIV-Infektionen.

Die meisten Menschen mit HIV leben in Afrika, wo mehr als die Hälfte aller HIV-Infektionen bei Frauen festgestellt werden. Seit 2010 kann die Ausbreitung von HIV in den meisten afrikanischen Ländern aufgehalten werden. Ein Grund für den weltweiten Rückgang der Zahl von Neuinfektionen liegt in der verbesserten Aufklärung und im Zugang zu antiretroviralen Medikamenten (ART).

Übertragung und Anzeichen von HIV

HIV wird vor allem übertragen, wenn HIV-haltige Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Blut in den Körper gelangen. In manchen Fällen kann sich eine akute HIV-Infektion durch Fieber, Durchfall oder eine Schwellung der Lymphknoten bemerkbar machen. Diese Anzeichen können jedoch auch auf andere Erkrankungen hindeuten und werden daher häufig nicht mit einer HIV-Infektion in Verbindung gebracht. Meist klingen die Beschwerden nach einiger Zeit wieder ab. Oftmals zeigen sich auch gar keine Symptome.

Diagnose von HIV

Eine HIV-Infektion lässt sich mit einer Blutuntersuchung feststellen. Der HIV-Test kann in einer Arztpraxis oder anonym beim Gesundheitsamt durchgeführt werden. Seit Oktober 2018 sind auch sogenannte HIV-Selbsttests in Deutschland zugelassen. Diese sind in Apotheken, Drogerien oder über das Internet erhältlich. Verwendet werden sollten ausschließlich geprüfte Selbsttests (CE-Kennzeichen).

Behandlung von HIV

Ein positives Untersuchungsergebnis kann sehr belastend sein, der Test sollte daher immer mit einer Beratung verbunden werden. In Deutschland sind HIV-Infektionen heute medizinisch sehr gut behandelbar. Viele Menschen mit HIV vertragen die Medikamente gut und haben inzwischen eine nahezu normale Lebenserwartung.

Für viele Frauen ist eine HIV-Infektion noch immer damit verbunden, sich sozial ausgegrenzt zu fühlen. So leben sie oft sehr vereinzelt und fühlen sich isoliert. Der Austausch mit anderen Betroffenen und die verschiedenen Angebote zur Selbsthilfe spielen daher eine wichtige Rolle. Auch Aids-Hilfen und Gesundheitsämter bieten Beratung und Unterstützung.

Prävention von HIV

Sehr guten Schutz vor HIV bietet Safer Sex mit richtig angewandten Männer- und Frauenkondomen. Eine Ansteckung mit HIV ist ebenfalls nicht möglich, wenn eine HIV-Infektion so gut behandelt ist, dass die Viren im Blut der infizierten Menschen nicht mehr nachweisbar sind. Hier sprechen Fachleute vom "Schutz durch Therapie".

Seit 2017 ist in Deutschland auch die Vorbeugung mit ART-Medikamenten als so genannte Prä-Expositionsprophylaxe, kurz PrEP, möglich. Die PrEP kann für Personen mit einem erhöhtem HIV-Risiko in Frage kommen. Dazu gehören Menschen, die Sex ohne Kondom mit Partnern haben, bei denen eine undiagnostizierte HIV-Infektion wahrscheinlich ist. Die Einnahme sollte nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen. Außerdem sollten regelmäßig Tests auf weitere STI durchgeführt werden. Die PrEP schützt ausschließlich vor HIV, nicht aber vor anderen STI. Sie ist daher kein Ersatz für Safer Sex.

ART-Medikamente können auch noch schützend zum Einsatz kommen, wenn der Kondom-Gebrauch versagt hat. In diesen Fällen handelt es sich um eine Post-Expositionsprophylaxe (PEP). Bei einer PEP werden ART-Medikamente eingenommen, um nach einem Risikokontakt die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung mit HIV zu verringern. Die PEP ist nur für Notfallsituationen gedacht und kein Ersatz für Kondome. In jedem Fall sind bei der Einnahme von Medikamenten zur HIV-Prävention gute Beratung und eine regelmäßige medizinische Betreuung unerlässlich.

In der Zukunft könnten auch Impfstoffe zur Prävention von HIV eine Rolle spielen. Jedoch ist die Entwicklung einer Impfung gegen HIV äußerst schwierig. Trotz intensiver Forschung ist es bisher noch nicht gelungen, einen erfolgreichen Impfstoff herzustellen.

Schwangerschaft

Frauen mit HIV können fast immer gesunde Kinder bekommen. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen liegt das Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter auf ihr Baby bei unter einem Prozent. Dazu gehören die Einnahme antiretroviraler Medikamente in der Schwangerschaft, eine antiretrovirale Prophylaxe beim Neugeborenen und der Verzicht auf das Stillen des Kindes. Voraussetzung ist, dass die Infektion bekannt ist.

Aus diesem Grund wird im Rahmen der Vorsorge allen schwangeren Frauen ein HIV-Test angeboten. Der Test ist freiwillig und das Ergebnis wird nicht im Mutterpass vermerkt. Die Kosten für den Test werden von der Krankenkasse übernommen. Der Test kann im Laufe der Schwangerschaft auch wiederholt werden.

Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) (2020). Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion. S2k-Leitlinie. AWMF Registernummer: 055-001. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-001; letzter Zugriff: 24.06.2024.

Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) (2024). Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach HIV-Exposition. S2k-Leitlinie. AWMF Registernummer: 055-004. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-004; letzter Zugriff: 24.06.2024.

Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) (2024). Deutsch-Österreichische Leitlinie zur HIV-Präexpositionsprophylaxe. S2k-Leitlinie. AWMF Registernummer: 055-004. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/055-008; letzter Zugriff: 24.06.2024.

Robert Koch-Institut (RKI) (2022). HIV-Infektion/AIDS. RKI-Ratgeber. www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html; letzter Zugriff: 24.06.2024.

World Health Organization (WHO) (2024). HIV/AIDS. www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hiv-aids; letzter Zugriff: 24.06.2024.

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Letzte Aktualisierung: Juni 2024