Psychische Gesundheit

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Runder Tisch beriet in München über Stärkung der Mädchengesundheit

Bayerns Gesundheitsministerin unterstützt Einführung einer neuen Vorsorge-Untersuchung für Mädchen
Über Möglichkeiten zur Stärkung der Gesundheit von Mädchen hat am Montag auf Initiative von Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach ein Runder Tisch in München beraten. Eingeladen waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaft sowie aus den Bereichen Sport und soziale Arbeit, zusammen mit Mädchen aus der Zielgruppe. Gerlach warb dabei für eine neue Vorsorge-Untersuchung für Mädchen.

Gerlach betonte nach den Beratungen: „Die körperlichen und mentalen Veränderungen in der Pubertät sind für viele Mädchen eine Herausforderung und bringen eine Reihe von Fragen mit sich. Mädchen und ihre Eltern sind oft unsicher über den richtigen Zeitpunkt für den ersten Besuch bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt. Eine Mädchen-Gesundheitsuntersuchung, kurz M1, soll genau dort ansetzen und Mädchen in dieser sensiblen Lebensphase ein leicht zugängliches und vertrauensvolles Beratungsangebot bieten, das – noch ohne gynäkologische Untersuchung – speziell auf die Bedürfnisse von jungen Frauen zugeschnitten ist.“

Die Ministerin ergänzte: „So kann Vertrauen zu den Frauenärztinnen oder Frauenärzten aufgebaut werden. Ich begrüße deshalb sehr, dass die BKK ein erstes Modell­vorhaben zur ‚Mädchensprechstunde M1‘ auf den Weg bringt. Ein solches Angebot ist aus meiner Sicht eine ideale Ergänzung zur Vorsorgeuntersuchung ‚J1‘ bei den Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten, die selbstverständlich weiterhin zentrale Ansprechpartner sind, wenn es um die Gesundheit im Kindes- und Jugendalter geht.“

Dr. Ralf Langejürgen, Vorstandsvorsitzender des BKK Landesverbandes Bayern, erklärte: „Es ist eine gute Nachricht, dass sich auch der Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags für die Einführung der M1 ausgesprochen hat. Die Betriebskrankenkassen haben bereits ein entsprechendes Vorsorgeangebot für ihre Versicher­ten entwickelt. Die M1 hilft, Mädchen und junge Frauen in ihrer frauenspezifischen Gesundheitskompetenz zu stärken und mögliche Anzeichen von Essstö­rungen oder psychischen Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen. Mit dem geschlechtsspezifischen Zusatzangebot wollen wir auch die elementare Phase der Pubertät nutzen, um Impflücken bei sexuell übertragbaren Krankheiten rechtzeitig zu schließen.“

Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Gynäkologin und Initiatorin der M1-Untersuchung, fügte hinzu: „Bei Mädchen im Teenageralter besteht ein großer Bedarf an Informationen rund um das Thema Sexualität und Zyklusgeschehen. So ist zum Beispiel das rechtzeitige Schließen von Impflücken für die Frauengesundheit von besonderer Bedeutung. Das Erlernen eines angemessenen Umgangs mit Sexualität und die frühzeitige Etablierung eines gesunden Lebensstils sind anspruchsvolle Entwicklungsaufgaben, die sich langfristig auf die Frauengesundheit auswirken. Eine frauenärztliche Begleitung in dieser herausfordernden Lebensphase war bisher nicht als Versorgungsstandard vorgesehen. Ich freue mich, dass durch die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Frauenärzte und der KVB dieses Konzept entwickelt werden konnte. Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren steht damit erstmals ein strukturiertes Angebot eines anlasslosen, unbefangenen Erst­kontakts in der gynäkologischen Praxis zur Verfügung, der ihnen die Möglichkeit gibt, ihre ganz persönlichen Fragen rund um die Geschlechtsentwicklung und speziell rund um die Frauengesundheit vertraulich mit einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin zu besprechen.“

Neben der M1-Untersuchung nahm der Runde Tisch die Themen Bewegung, Sport und Ess-Störungen in den Fokus. Die Ministerin sagte: „Die M1-Untersuchung kann ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Mädchengesundheit sein. Jedoch müssen wir das Thema weit denken. Gesundheit und Gesundheitsförderung können an so vielen Punkten ansetzen! Sehr wichtig erscheint mir, dass wir Bewegungsangebote für Mädchen noch attraktiver gestalten. Denn allgemein betrachtet sind Mädchen sportlich leider weniger aktiv als die Jungs.“

Gerlach erläuterte: „Wir müssen daher auch diejenigen erreichen, die bisher nicht so viel Freude an Bewegung haben. Das kann zum einen die Motivation für mehr Bewegung im Alltag sein, indem man etwa regelmäßig zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist. Zum anderen müssen wir auch das Sportangebot überdenken und Mädchen mit speziellen Angeboten motivieren, aktiv zu werden – und das auch ganz ohne Leistungsdruck, sondern mit Spaß an der Sache. Hierzu hatten wir einen guten Austausch mit dem Bayerischen Landes-Sportverband, der TU München (TUM School of Medicine and Health) und der Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg.“

Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands e. V., erklärte: „Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung sind im Alter weiblicher Jugend­licher von großer Bedeutung. Im Alter von 13 Jahren sind noch 80 Prozent der weiblichen Jugendlichen im Sportverein. Die Mitgliedschaft sinkt in den folgenden Lebensjahren allerdings stark ab. Der bayerische Sport ist dankbar, sich mittels dieses Runden Tisches zur Mädchengesundheit vernetzen zu können, um die sport­lichen Ziele auch bei den weiblichen Jugendlichen stärker zu implementieren.“

Die Ministerin ergänzte: „Zudem ist es mein Ziel, dass wir das Thema psychische Erkrankungen wie Essstörungen auch in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft holen. Denn es ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dass wir hierzu sensibilisieren, aufklären und die Probleme von Mädchen ernst nehmen. Dazu brauchen wir Unterstützung von vielen Seiten. Neben der ärztlichen und psychotherapeutischen Hilfe sind dies auch spezielle Angebote für Mädchen, etwa in Frauengesundheits­zentren oder auch im digitalen Raum. Die digitale Streetwork des ‚ANAD-Versorgungszentrums Essstörungen‘ geht ganz neue Wege – mit Erfolg. Besonders wichtig scheint mir, dass wir Themen der psychischen Gesundheit aus der Tabuzone holen. Und auch hier setze ich unter anderem auf den digitalen Raum.“

Zitiert nach einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention vom 29.04.2024