Psychische Erkrankungen - Somatoforme Störung
Ursachen und Anzeichen
Eine somatoforme Störung entwickelt sich über Jahre und ist die Folge von verschiedensten körperlichen, psychischen und sozialen Ursachen, die alle zusammenwirken. Medizinerinnen und Mediziner vermuten als mögliche Ursache zum Beispiel eine erbliche Veranlagung oder traumatische Erlebnisse in der Kindheit, wie zum Beispiel mangelnde Fürsorge, Missbrauch und Gewalt oder auch körperliche oder psychische Erkrankungen der Eltern. Besonders langanhaltende, traumatische Belastungen haben einen nachweisbaren Einfluss auf bestimmte körperliche Funktionen. Mangel an sozialer Unterstützung, berufliche Unzufriedenheit oder Stress am Arbeitsplatz, die Pflege eines Familienmitgliedes sowie Probleme in der Familie oder in der Partnerschaft können die Störung noch verstärken.
Bei Betroffenen, die an Schmerzen leiden, konnten Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass das erhöhte Schmerzempfinden auf eine veränderte Schmerzverarbeitung im Gehirn zurückzuführen ist. Auch die Aktivität bestimmter Hormone kann sich aufgrund traumatischer Ereignisse verändern. Vielfach haben Betroffene auch eine veränderte Körperwahrnehmung. Sie nehmen normale körperliche Vorgänge intensiver wahr als andere Menschen. Häufig interpretieren sie daher gesundheitliche Beschwerden als Anzeichen einer ernsthaften körperlichen Erkrankung.
In vielen Fällen verstärken sich die Beschwerden, je intensiver sich eine Person mit ihnen beschäftigt. Darüber hinaus versuchen viele Betroffene, sich körperlich zu schonen, wodurch sich der körperliche Zustand meist noch mehr verschlechtert und so - wie in einem Teufelskreis - weitere Beschwerden entstehen. Ein weiterer Teufelskreis entsteht, wenn sich Patientinnen von ihrer Ärztin/ihrem Arzt nicht ernstgenommen fühlen in ihren Beschwerden. In diesen Fällen suchen die betroffenen Frauen häufig wiederholt verschiedene Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen auf. Diese führen wiederum vielfältige diagnostische Verfahren bis zu wiederholten operativen Eingriffen durch. Dadurch können tatsächlich körperliche Ursachen für Schmerzen entstehen. Gefühle der Frustration, Angst und Hilflosigkeit, die entstehen, wenn Erklärungsversuche für die Beschwerden ausbleiben oder als unzureichend empfunden werden, können die Symptome zusätzlich verstärken.
Auch wenn die endgültigen Ursachen für diese Störung noch unklar sind, ist entscheidend, dass die Beschwerden von den Betroffenen wirklich erlebt werden und ernst genommen werden müssen.
Anzeichen
Viele Frauen mit einer somatoformen Störung berichten besonders häufig über Beschwerden wie
- Schmerzen, z.B. in Kopf, Bauch, Rücken oder Gelenken
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Häufiges Wasserlassen
- Druckgefühl in der Herzgegend
- Herzklopfen und Herzrasen
- Schweißausbrüche und Hitzewallungen
- Atemnot
- Neurologische Symptome (Sehstörungen, Lähmungen, Schluckschwierigkeiten)
In einigen Fällen haben die betroffenen Frauen auch mehrere körperliche Beschwerden. Frauen mit somatoformen Störungen leiden zudem häufig an weiteren psychischen Erkrankungen, beispielsweise Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen. Oft treten bestimmte Beschwerden wie das Reizdarmsyndrom auch in Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn auf.
Zusammenfassung
- Eine somatoforme Störung entwickelt sich über Jahre hinweg und ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören erbliche Veranlagung, belastende Lebenssituationen, traumatische Erlebnisse in der Kindheit sowie körperliche und hormonelle Besonderheiten
- Die Beschwerden werden von den Betroffenen wirklich erlebt und sind keine Einbildung
- Häufige Beschwerden sind Kopf-, Unterbauch und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung, Probleme im Magen-Darm-Bereich sowie Herzrasen, Schweißausbrüche und Atemnot
- Häufig leiden Frauen mit einer somatoformen Störung an zusätzlichen psychischen und körperlichen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Reizdarmsyndrom oder Morbus Crohn
Letzte Aktualisierung: Juni 2024
Warum alltägliche und seelische Belastungen wichtig werden können
Auch alltägliche, seelische oder berufliche Probleme können Kreuzschmerzen hervorrufen und deren Verlauf beeinflussen.
Kurztest somatoforme Störungen
Mithilfe des Selbsttests können Sie eine erste Einschätzung vornehmen, ob bei Ihnen eine somatoforme Störung vorliegt.
Leitlinie „Funktionelle Körperbeschwerden“
Funktionelle Körperbeschwerden sind häufig und vielgestaltig. Die Leitlinie vermittelt Standards für die Diagnostik und Therapie funktioneller Körperbeschwerden im deutschsprachigen Raum.
Leitlinie für die ärztliche Begutachtung von Menschen mit chronischen Schmerzen
Die Begutachtung von Schmerzen ist eine interdisziplinäre ärztliche Aufgabe und erfordert Kompetenz sowohl zur Beurteilung körperlicher als auch psychischer Störungen. Die Leitlinie soll den Ablauf und Inhalt der Begutachtung von Menschen, die als Leitsymptom chronische Schmerzen beklagen, vereinheitlichen.