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Psychische Erkrankungen

Meldungen zum Thema

Deutschlands Arbeit­nehmer*­innen zwischen Burn-out und Bore-out

Deutschlands Erwerbstätige befinden sich im Dauerstress mit einem hohen Risiko zum Burn-out: 61 % der Arbeitnehmer*innen sehen sich gefährdet, an Überlastung zu erkranken. 40 % stufen ihre eigene Burn-out-Gefährdung als mäßig ein, 21 % sogar als hoch. Im Vergleich zu 2018, also vor der Coronapandemie, bedeutet dies einen Anstieg um 11 Prozentpunkte. Etwa gleich viele (62 %) haben eine Arbeitsüberlastung schon mal selbst erlebt oder bei Kolleg*innen beobachtet.

Wenn es um Stress am Arbeitsplatz geht, ist die Generation Z, im Alter von 18-29 Jahren, im Vergleich zu den anderen Generationen überdurchschnittlich belastet. In den vergangenen 12 Monaten erkrankten 18 % an einem Burn-out, gegenüber 13 % aller Arbeitnehmer*innen. Starke Unterforderung erlebten 17 % der unter 30-Jährigen, während eine Bore-out-Erfahrung 11 % aller Erwerbstätigen im gleichen Zeitraum hatte.

Weil die Generation Z höhere Maßstäbe an Arbeitsbedingungen stellt, fühlen sie sich an denen gemessen eher gestresst als ältere Kolleg*innen. Wirt­schafts­psychologin und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm von der Pronova BKK ordnet die Ergebnisse ein: „Die Generation Z hat durch verschiedene Krisen wie der Corona- und Klimakrise zu spüren bekommen, dass Lebensbedingungen sich schlagartig ändern können und es keine Garantie auf eine sorgenfreie Zukunft gibt. Dies motiviert sie, im Hier und Jetzt zu leben und ihre hohen Ansprüche auch an ihre Arbeit sofort zu verwirklichen, anstatt lange zu warten. Gleichzeitig bietet ihr der Markt eine Fülle an Optionen. Diese große Auswahl kann paradoxerweise zu einer erhöhten Belastung führen, da die Entscheidung für den richtigen Job und die Suche nach einem erfüllenden Arbeitsleben zu einer Überforderung wird.“

Thamm sagt weiter: „Manchmal sind die Forderungen der Gen Z an ihren Arbeitsplatz vielleicht zu anspruchsvoll und sie werfen zu früh das Handtuch, wenn nicht immer gleich alles so läuft, wie sie es sich vorstellt. Jüngere Erwerbstätige wechseln überdurchschnittlich häufig Job und Arbeitgeber – auch das zeigt unsere Studie. Ihnen rate ich, frühzeitig das Gespräch mit ihren Arbeitgeber*innen zu suchen, und zunächst erstmal offen zu sein für mögliche Veränderungen und neue Chancen. Führungskräfte sollten wiederum gute Antennen für ihr Team haben, um Über- aber auch Unterforderung zu erkennen und entsprechend zu reagieren.“

Mobbing und Quiet Firing sorgen für schlechtes Arbeits­klima
In einem zunehmend stressigen Arbeitsalltag nehmen mentale Belastungen zu, die maßgeblich zu einem negativen Betriebsklima beitragen. Fast die Hälfte der Befragten (48 %) haben bereits Erfahrungen mit psychischen Belastungsfaktoren wie Mobbing und Quiet Firing gemacht – letzteres bedeutet, dass Arbeitnehmer*innen nicht offiziell entlassen, sondern so schlecht behandelt werden, bis sie von selbst kündigen. Betroffenen, die das Gefühl haben, „still gekündigt“ zu werden, rät Thamm sich mit Kolleg*innen über die Situation austauschen, um festzustellen, ob andere ähnliche Erfahrung gemacht haben. „Bei Verdacht auf stilles Ausscheiden ist es wichtig, ein offenes Gespräch mit den Vorgesetzten zu führen, um die Gründe für die nicht zufrieden­stellende Zusammenarbeit zu erfahren. So erhält die oder der Mitarbeitende ein klareres Bild von der Situation, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.“

Weitere Stress­faktoren: Über­stunden und ständiger Termin­druck
Während jüngere Erwerbstätige zwar deutlich mehr Belastungen als ihre älteren Kolleg*innen erleben, sind die Hauptursachen für Stress im Arbeitsalltag aber dieselben: Überstunden (34 %) und ständiger Termindruck (32 %). Nur 1/4 der Arbeitnehmer*innen stresst nichts mehr als vor 5 Jahren. Die Gründe für häufigere Stress auslösenden Situationen sind die ungleiche Verteilung der Arbeitslast (35 %), permanente Erreichbarkeit (27 %) und zu viel Bürokratie (26 %). Die moderne Arbeitswelt mit der Vielzahl an Kommunikationstools und Technikproblemen (jeweils 21 %) stresst ebenfalls. Wirtschaftspsychologin Patrizia Thamm von der Pronova BKK vergleicht mobiles Arbeiten mit einem neuen Job, für den Mitarbeitende erst neue Strukturen schaffen müssen. „Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen durch das Homeoffice – die Entgrenzung wird dabei zur Herausforderung. Neue Rituale zu schaffen, um die berufliche Rolle klar von den privaten Lebensbereichen abzugrenzen, gesunde Routinen schaffen, Mikropausen einlegen und die Zeit gut strukturieren z. B. in Phasen für Kommunikation und solche für konzentriertes Arbeiten, hilft die mentale Balance aufrechtzuerhalten.“

Über die Studie
Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK, für die im November 2023 insgesamt 1.204 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahre repräsentativ online befragt wurden.

Zur Studie „Arbeiten 2023“

Zitiert nach einer Pressemitteilung der Pronova BKK vom 13.02.2024

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