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Projekt „clean4us“ für Schwangere und Mütter mit Suchtproblematik evaluiert

Weiterführung auf kommunaler Ebene geplant - Ministerin Werner: „Ganzheitlicher Ansatz hat Vorbildcharakter.“

Für die Gesundheit von Mutter und Kind ist der Verzicht auf Suchtmittel gerade in der Schwangerschaft dringend notwendig. Das fällt allerdings nicht allen Frauen leicht. Um auf entsprechenden Unterstützungsbedarf gezielt zu reagieren, wurde das Thüringer Modellprojekt „clean4us“ für Schwangere und Mütter ins Leben gerufen, die Drogen, Alkohol oder Tabak konsumieren.

Das Modellprojekt wurde von 2020 bis 2023 in Jena und Umgebung durchgeführt und vom Thüringer Gesundheitsministerium mit insgesamt rund 136.000 Euro gefördert. Inzwischen liegt ein Evaluations- und Abschlussbericht vor.

Dazu Gesundheitsministerin Heike Werner: „Die Suchtprävention in der Schwangerschaft ist nicht nur wichtig, um ungeborenen und neugeborenen Kindern einen bestmöglichen Start ins Leben zu geben. Sie hat auch zum Ziel, deren Mütter möglichst dauerhaft von ihren gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen wegzuführen und damit die Gesundheit von Mutter und Kind insgesamt zu verbessern. Das kann nur durch einen ganzheitlichen Ansatz gelingen, der zum einen die Frauen und ihre Kinder direkt begleitet, zum anderen aber auch die familiäre Gesamtsituation im Blick hat und bestehende Versorgungsstrukturen einbindet.“

Das Modellprojekt wurde vom Universitätsklinikum Jena begleitet und koordiniert. Gegründet wurde ein Netzwerk aus kommunalen Akteuren sowie Ärztinnen und Ärzten. Dabei gab es unter anderem Kooperationen mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Jena sowie den Frühen Hilfen, dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. aber auch mit Trägern der Sozialarbeit, wie dem Wendepunkt e.V. und der Suchthilfe in Thüringen gGmbH. Von Beginn an leistete die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. organisatorische und konzeptionelle Unterstützung.

Im Ergebnis der Evaluation profitierten die betroffenen Mütter nachweislich von der transparenten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit ihrer jewei­ligen Ansprechpartnerin als Lotsin im vielfältigen System aus Hilfen und Unterstützungsleistungen. Die Möglichkeit der telefonischen Terminwahr­neh­mung erhöhte die Teilnahmebereitschaft. Darüber hinaus erwies sich ein rascher und zuverlässiger Austausch mit dem Jugendamt und anderen Netzwerk­akteuren als sehr hilfreich.

„Die Risiken für Kind und Mutter durch legale und illegale Drogen in der Schwangerschaft sind häufig tabuisiert. Mit dem Projekt ‚clean4us‘ bieten wir individuelle Hilfen für Betroffene an. Das wird sehr positiv wahrgenommen. Gleichzeitig ermutigen wir mehr Akteurinnen und Akteure in der Betreuung und Begleitung von Schwangeren und jungen Müttern, sich offen mit Suchtproblematiken zu beschäftigen“, erläutert der Projektleiter des Uniklinikums Jena, Prof. Dr. Ekkehard Schleußner.

Auf Grund der positiven Erfahrungen in der Modellphase wird das Universitätsklinikum in Kooperation mit der Stadt Jena und dem Landkreis Saale-Holzland das Projekt „clean4us“ verstetigen. Frau Sarah Kornmann von der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. (info(at)tls-suchtfragen.de) und Liane Menke von „clean4us“ (liane.menke(at)med.uni-jena.de) stehen interessierten Landkreisen und Kommunen zur Etablierung ähnlicher Strukturen beratend zur Seite.

Weitere Informationen zum Projekt: https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/clean4us.html

Eckdaten:

Aus über 100 Kontakten konnten im Rahmen des Modellprojektes 59 Klientinnen begleitet und 38 Schwangere intensiv betreut werden. Zwei von drei Klientinnen fanden den Weg zu „clean4us“ über die Geburtsklinik, während in 15 Prozent der Fälle über das Jugendamt vermittelt wurde. Jeweils ein Drittel der betreuten Schwangeren und Mütter konsumierten beim Erstkontakt Amphetamine und/oder Cannabinoide, jede Siebte konsumierte miss­bräuchlich Alkohol.

Es hat sich gezeigt, dass eine suchtmittelunabhängige Begleitung während der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes sinnvoll ist. Die Möglichkeit regelmäßiger Drogentests half den Klientinnen, abstinent zu bleiben.

Auch für die beteiligten Akteure führte die Koordination innerhalb des Projekts „clean4us“ langfristig zu einer Entlastung, da unnötige Parallelstrukturen vermieden und die Verfügbarkeit von Kompetenzen im Netzwerk erleichtert wurden.

Zitiert nach einer Pressemitteilung des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie vom 19.07.2024