Vulvakrebs (Vulvakarzinom)
Zu den gynäkologischen Tumorerkrankungen gehört auch der Vulvakrebs. Jährlich erkranken in Deutschland rund 3.090 Frauen an Vulvakrebs. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit höherem Lebensalter zu. Frauen sind bei der Diagnosestellung im Durchschnitt 73 Jahre alt. Es erkranken jedoch auch jüngere Frauen unter 40 Jahren.
Diese Krebsart wird häufig im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung festgestellt. Ab einem Alter von 20 Jahren haben Sie Anspruch, sich einmal im Jahr auf von Ihrer Frauenärztin / Ihrem Frauenarzt zur Krebsvorsorge untersuchen zu lassen. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Auch Frauen in einem höheren und im hohen Alter können dieses Angebot wahrnehmen. Ob Sie eine Früherkennungsuntersuchung in Anspruch nehmen, ist Ihre persönliche Entscheidung. Um Ihnen diese Entscheidung zu erleichtern, informieren wir Sie über die Erkrankung, Behandlungsmethoden sowie Möglichkeiten der Früherkennung und Vorbeugung. Die hier dargestellten Erkenntnisse sind qualitätsgeprüft und neutral.
Was ist Vulvakrebs?
Der Begriff Vulvakrebs umfasst alle bösartigen Tumore der Vulva. Zur Vulva zählen alle äußeren Geschlechtsorgane der Frau:
- die kleinen und großen Schamlippen
- die Klitoris
- der Venushügel
- der Scheidenvorhof
Wie Vulvakrebs verläuft und wie die Behandlung aussieht, ist bei jeder Frau unterschiedlich und hängt unter anderem von Größe und Ausbreitung des Tumors bei der Diagnose ab. Eine wichtige Rolle spielt auch, ob sich der Krebs schon ausgebreitet hat, zum Beispiel in die benachbarten Lymphknoten. Die Heilungschancen sind jedoch umso größer, je früher der Vulvakrebs erkannt wird.
Anzeichen für Vulvakrebs
Vulvakrebs verursacht zu Beginn nur selten Beschwerden. Zu den wichtigsten Frühzeichen für Vulvakrebs gehört ein chronischer Juckreiz an der Scheide, aber auch folgende Veränderungen können auf Vulvakrebs hindeuten:
- Verhärtungen/Knoten oder Flecken, die an Warzen oder Narben erinnern
- Brennen und Schmerzen
- Weißlich verfärbte Haut
- Blutiger Ausfluss
- Offene Wunden oder Geschwüre, die nicht abheilen
Die Frühsymptome von Vulvakrebs sind eher unspezifisch, das heißt, sie können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Sollten Sie entsprechende Veränderungen bei sich feststellen, muss es sich also nicht um eine Krebserkrankung handeln. Sie sollten jedoch zur Sicherheit Ihre Frauenärztin / Ihren Frauenarzt aufsuchen, um die Symptome abklären zu lassen.
Ursachen und Risikofaktoren von Vulvakrebs
Die genauen Ursachen von Vulvakrebs sind weitgehend unbekannt, aber verschiedene Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung:
- Ein höheres Lebensalter
- Infektionen mit Humanen-Papilloma-Viren (HPV)
- Infektionen mit anderen Krankheitserregern wie Herpes Viren, Chlamydien oder dem Erreger der Syphilis
- Ein geschwächtes Immunsystem
- Rauchen
HPV-bedingter Vulvakrebs kommt eher bei jüngeren Frauen vor, Erkrankungen ohne HPV-Nachweis eher bei älteren Frauen.
Früherkennung von Vulvakrebs
Besondere Tests zur Früherkennung gibt es für den Vulvakrebs derzeit nicht. Da die Erkrankung im Frühstadium häufig keine besonderen Beschwerden verursacht, wird die Erkrankung oft erst durch Zufall im Rahmen einer frauenärztlichen Vorsorgeuntersuchung durch die Ärztin / den Arzt erkannt. An der jährlichen Krebsfrüherkennungsuntersuchung können Frauen ab 20 Jahren teilnehmen. Die Kosten trägt die Krankenversicherung, die Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig. Auch Frauen im höheren und hohen Lebensalter sollten regelmäßig eine Gynäkologin / einen Gynäkologen aufsuchen.
Diagnose von Vulvakrebs
Während der Untersuchung betrachtet und tastet die Frauenärztin / der Frauenarzt den gesamten äußeren Genitalbereich sorgfältig ab. Besteht der Verdacht auf Vulvakrebs kann von bedenklichen Bereichen eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und im Labor unter dem Mikroskop untersucht werden.
Steht die Diagnose Vulvakrebs fest, muss überprüft werden, ob der Krebs bereits in andere Gewebe oder Organe eingewachsen ist. Dafür werden der äußere Genitalbereich, die inneren Geschlechtsorgane sowie der Damm inspiziert und abgetastet. Auch eine Ultraschalluntersuchung der Scheide, der Leistengegend und der Beckenorgane sowie eine Spiegelung der Harnwege und des Enddarms können Aufschluss darüber geben, ob andere Organe vom Krebs befallen sind. In Ausnahmefällen sind weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie, erforderlich.
Zusätzlich können Sie Ihre Vulva auch zu Hause untersuchen. Besonders wenn Sie etwas spüren, wie beispielsweise anhaltenden Juckreiz oder unerwartete Blutungen, können Sie mit einem Handspiegel Veränderungen (z. B. Flecken, offene Wunden) an den Schamlippen, am Damm und in der Region rund um die Klitoris genauer betrachten. Selbstabtastungen können Ihnen helfen, Knoten zu entdecken. Wenn Sie Veränderungen bemerken, sollten Sie Ihre Frauenärztin / Ihren Frauenarzt aufsuchen.
Behandlung von Vulvakrebs
Vulvakrebs ist kein akuter medizinischer Notfall. Ihnen bleibt genügend Zeit, mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt die nächsten Behandlungsschritte zu besprechen sowie eine Klinik mit möglichst viel Erfahrung auf dem Gebiet zu finden, beispielsweise ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum. Wird der Krebs frühzeitig erkannt und es haben sich noch keine Tochtergeschwulste gebildet, bestehen gute Aussichten auf Heilung. Selbsthilfegruppen und Krebsberatungsstellen können Sie zusätzlich unterstützen mit Ihrer Erkrankung umzugehen. Die Adressen erhalten Sie von Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt.
Je nach Ausbreitung des Tumors verläuft der Eingriff unterschiedlich. Bei kleineren Tumoren ist es in der Regel ausreichend, den Tumor mit etwas umgebendem, gesunden Gewebe zu entnehmen. Bei größeren Tumoren muss die Ärztin / der Arzt unter Umständen die gesamte Vulva entfernen (Vulvektomie).
Hat sich der Tumor bereits in die Nachbargewebe ausgebreitet, werden bei der Operation zusätzlich die umgebenden Lymphknoten entnommen. Muss das Operationsteam eine vollständige Vulvektomie durchführen, erfolgt im Anschluss eine plastische Rekonstruktion, um die Funktion und die Form der Vulva so weit wie möglich wiederherzustellen.
Manchmal ist es hilfreich, den Tumor vor einer Operation durch Bestrahlung zu verkleinern. Hat der Tumor bereits Tochtertumore in anderen Organen gebildet, kann die Strahlenbehandlung auch mit einer Chemotherapie kombiniert werden (Radiochemotherapie), die im ganzen Körper wirkt. Eine alleinige Chemotherapie ohne operativen Eingriff hat sich als wenig wirksam erwiesen.
Die Behandlung des Vulvakarzinoms kann zu einer Beeinträchtigung der Sexualität führen. Betroffene Frauen berichten häufig von einer verringerten Libido, vaginaler Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Sowohl körperliche als auch psychische Faktoren können hierfür die Ursache sein. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt darüber. Unter Umständen ist eine zusätzliche Beratung durch eine Psychoonkologin / einen Psychoonkologen sinnvoll. Selbsthilfegruppen können Sie ebenfalls bei der Bewältigung Ihrer Erkrankung unterstützen. Die Adressen erhalten Sie von Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt.
In welcher Reihenfolge und Kombination die Ärztin/der Arzt die Behandlungsmaßnahmen einsetzt, hängt sehr vom Einzelfall ab. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen helfen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten dabei, Nebenwirkungen - ebenso wie mögliche Rückfälle (Rezidive) - rechtzeitig zu erkennen.
Die Nachsorgeuntersuchungen finden in der ersten Zeit nach Abschluss der Behandlung in relativ kurzen Zeiträumen statt. Diese werden aber mit zunehmendem zeitlichen Abstand größer. Dies gilt besonders dann, wenn keine Anzeichen für ein Wiederauftreten der Krebserkrankung vorliegen. Ihre Nachsorgeärztin/Ihr Nachsorgearzt wird sie zusätzlich zur medizinischen Betreuung auch zur psychischen und sozialen Rehabilitation beraten.
Nach einer abgeschlossenen Krebstherapie kann sich direkt oder zeitnah eine Anschlussheilbehandlung (AHB) anschließen. Doch auch zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Rehabilitation oder eine Kur möglich. Die Rehabilitation kann sowohl ambulant in einer Tagesklink als auch stationär durchgeführt werden. Es gibt auch spezielle Nachsorgekliniken, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Krebserkrankungen spezialisiert sind. Ziel der Rehabilitation ist es, die körperlichen und psychischen Folgen der Krebserkrankung zu verringern und die Rückkehr in den (Berufs-)Alltag zu erleichtern.
Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise Bewegungsangebote, eine Ernährungsberatung sowie psychoonkologische Unterstützungsangebote. Auch für den beruflichen Wiedereinstieg gibt es verschiedene Unterstützungsangebote. Beispielsweise besteht die Möglichkeit der stufenweisen Wiedereingliederung, damit Sie sich wieder an die beruflichen Belastungen gewöhnen.
Welche Rehabilitationsmaßnahme für Sie geeignet ist, sollten Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt besprechen. Kliniksozialdienste sowie Kranken- und Rentenversicherung können Ihnen bei Anträgen und Fragen zur Kostenübernahme weiterhelfen. Auch Krebsberatungsstellen können Ihnen bei Fragen zum Thema weiterhelfen.
Vorbeugung von Vulvakrebs
Bei bis zu 40 Prozent aller Frauen mit Vulvakrebs stellt die Ärztin/der Arzt eine Infektion mit Humanen Papilloma-Viren(HPV) fest. Besonders die Hochrisikotypen HPV 16 und HPV 18, die auch für einen Großteil aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich sind, sind häufig an der Entstehung der Erkrankung beteiligt. Inzwischen gibt es Impfstoffe, die vor verschiedenen HPV-Typen schützen. Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Da HP-Viren sexuell übertragbar sind, ist es wichtig, dass die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Verpasste Impfungen können bis einschließlich dem 17. Lebensjahr nachgeholt werden. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Neben der Impfung können Sie sich außerdem selbst vor der Erkrankung schützen und Ihr persönliches Krebs-Risiko senken, indem Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome nutzen. Hierdurch verringern Sie Ihr Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheitserregern anzustecken. Grundsätzlich sollten Sie Ihren Körper immer gut selbst beobachten und Ihre Ärztin / Ihren Arzt aufsuchen, wenn Sie Auffälligkeiten bei sich bemerken.
Bayerische Krebsgesellschaft e. V. (Hrsg.) (2016). Patientenratgeber Gynäkologische Tumoren.
www.bayerische-krebsgesellschaft.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/Patientenratgeber_Gyn_Tumoren.pdf (PDF, 1,95 MB, nicht barrierefrei); letzter Zugriff: 05.02.2024.
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Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (2018). Vulvakrebs - Ursachen, Risikofaktoren und Symptome.
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PDQ Adult Treatment Editorial Board (2005/2020). Vulvar Cancer Treatment (PDQ®) Patient Version. Published online: April 17, 2020. Created: September 23, 2005.
www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK65885/; letzter Zugriff: 05.02.2024.
Tipps zum Weiterlesen
- VulvaKarzinom – Hilfe zur Selbsthilfe: Broschüre "Informationen zum Vulvakarzinom"
- Onko-Internetportal: Informationen zu Vulvakrebs
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Weibliche Sexualität und Krebs
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Informationsblatt "HPV-Impfung: Schutz vor humanen Papillomviren"
- VulvaKarzinom – Hilfe zur Selbsthilfe: Selbsthilfegruppe
Letzte Aktualisierung: Februar 2024