Gebärmuttersenkung

Bei fast jeder Frau kommt es mit zunehmenden Alter zu einer Schwächung des Beckenbodens. In der Folge kann die Gebärmutter absinken. Bei schätzungsweise einem Drittel aller Frauen in Deutschland liegt eine Gebärmuttersenkung vor.

Was ist eine Gebärmuttersenkung?

Im gesunden Zustand hält der Beckenboden, bestehend aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe, die Gebärmutter und andere Organe in ihrer Position. Ist dieser Halteapparat geschwächt, kann die Gebärmutter nach unten in Richtung des Scheidenausgangs sinken. Tritt die Gebärmutter tiefer als gewöhnlich in das kleine Becken ein, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Gebärmuttersenkung. 

Anzeichen einer Gebärmuttersenkung

Meist kommt es erst im fortgeschrittenen Stadium einer Gebärmuttersenkung zu Beschwerden. Dann klagen viele Frauen über ein Druck- und Fremdkörpergefühl in der Scheide oder haben sogar das Empfinden, es könne etwas aus ihrer Scheide herausfallen. Auch ein Ziehen oder Schmerzen im Unterleib und im Rücken sind bei einer Gebärmuttersenkung nicht ungewöhnlich.

Verändert die Gebärmutter ihre Lage, kann sich das auch auf die benachbarten Organe auswirken. Übt die Gebärmutter beispielsweise Druck auf die Blase auf, kommt es bei einigen Frauen zu Problemen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang oder zu einer Stressinkontinenz. Dabei kann beim Niesen, Husten oder körperlicher Anstrengung unwillentlich etwas Urin abgehen. Bei manchen Frauen können auch Probleme mit der Stuhlentleerung entstehen.

Ist die Gebärmuttersenkung weit fortgeschritten, kann die Gebärmutter teilweise oder ganz aus der Scheide austreten (Gebärmuttervorfall). Das kann zu Entzündungen am unteren Teil der Gebärmutter, dem sogenannten Muttermund, führen. Bei einer ausgeprägten Senkung kann es zu Problemen beim Geschlechtsverkehr kommen.

Ursachen einer Gebärmuttersenkung

Bei einer Gebärmuttersenkung oder einem Gebärmuttervorfall ist der Beckenboden geschwächt. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, wie zum Beispiel:

  • Schwangerschaften und Geburten, besonders mehrere Geburten in kurzer Folge oder Geburten von sehr schweren Kindern
  • Druckerhöhung im Bauchraum durch schwere körperliche Arbeit
  • Chronische Verstopfung
  • Chronische Atemwegserkrankungen, wie zum Beispiel Asthma
  • Starkes Übergewicht
  • Zunehmendes Alter, hormonelle Umstellungen in den Wechseljahren
  • Anlagebedingte Bindegewebsschwäche
  • geringes körperliches Training

Diagnose einer Gebärmuttersenkung

Wenn Sie bei sich Beschwerden feststellen, die auf eine Gebärmuttersenkung hindeuten könnten, wenden Sie sich am besten an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt. Es ist bereits durch eine normale gynäkologische Untersuchung feststellbar, ob und wie weit sich die Gebärmutter gesenkt hat. Üblich ist bei Beschwerden zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung der Organe im kleinen Becken, die meist mithilfe einer Sonde von der Scheide her durchgeführt wird. Bei Frauen, die Probleme mit der Stuhlentleerung haben, führt die Ärztin / der Arzt unter Umständen auch eine rektale Untersuchung durch.

Behandlung einer Gebärmuttersenkung

Eine Behandlung ist bei einer Gebärmuttersenkung nur erforderlich, wenn sie Probleme verursacht. Welche Therapieform für Sie am besten geeignet ist, hängt vor allem von Ihren Beschwerden und dem Schweregrad der Senkung ab. Auch ein eventueller Kinderwunsch spielt bei der Wahl der Therapie eine wichtige Rolle. 

Wichtiger Hinweis

Bei einer Gebärmuttersenkung besteht in der Regel kein Grund zur Eile: Nehmen Sie sich deshalb ausreichend Zeit, um sich umfassend über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

Ist die Gebärmutter nur leicht bis mittelstark gesenkt, lässt sich dies oftmals sehr gut mit nicht-operativen Methoden behandeln. Dadurch können betroffene Frauen ein Fortschreiten der Senkung verhindern und die Beschwerden lindern. Zu den Maßnahmen gehören vor allem:

  • Training zur Stärkung des Beckenbodens
  • Reduktion von schwerer körperlicher Arbeit (auch in Garten und Haushalt)
  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Behandlung chronischer Verstopfung
  • Einlage eines Scheidenpessars

Vielen Frauen hilft ein regelmäßiges Beckenbodentraining dabei, den Beckenboden zu stärken und etwaige Beschwerden zu lindern. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein Pessar in die Scheide einzuführen, das die Gebärmutter oben hält. Das Pessar muss regelmäßig gewechselt werden. Diese Methode eignet sich insbesondere für Frauen, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, die keine Operation möchten oder die ein erhöhtes Operationsrisiko haben.

Bei einer stärkeren Gebärmuttersenkung, die Beschwerden macht, ist manchmal eine Operation erforderlich, bei der die Ärztin / der Arzt die Beckenorgane wieder in ihre ursprüngliche Position bringt. Alternativ oder bei einem Gebärmuttervorfall kann es sinnvoll sein, die Gebärmutter durch eine Operation zu entfernen. Abhängig von der Größe der Gebärmutter, möglichen Erkrankungen und Ihren Wünschen kann die operative Entfernung über einen Bauchschnitt oder vaginal erfolgen. Eine Entfernung der Gebärmutter kommt jedoch nur in Frage, wenn Sie keine Kinder mehr bekommen möchten.

Vorbeugung einer Gebärmuttersenkung

Mit einigen einfachen Maßnahmen können Sie Ihr Risiko für eine Gebärmuttersenkung verringern bzw. verhindern, dass sich der bestehende Zustand verschlechtert:

  • Regelmäßiger Sport, der den Beckenboden nicht belastet (zum Beispiel Schwimmen, Wandern oder Gymnastik)
  • Beckenbodentraining, insbesondere während und nach der Schwangerschaft
  • Gewichtsreduktion
  • Techniken für schonenderes Tragen und Heben, die verhindern, dass die Beckenorgane dabei tiefer in das Becken sinken

Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): Was ist eine Scheidensenkung oder Gebärmuttersenkung? (o.J.).
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/scheiden-undoder-gebaermuttersenkung/was-ist-eine-scheidensenkung-oder-gebaermuttersenkung/; letzter Zugriff: 03.06.2024

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG), Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) (April 2016). Leitlinie Diagnostik und Therapie des weiblichen Descensus genitalis. Version 1.1. AWMF-Register-Nummer 015-006. [wird derzeit überarbeitet]

Haag P et al. (Hrsg.) (2016). Gynäkologie und Urologie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach.

Schulten, S. F. M., Claas-Quax, M. J., Weemhoff, M., van Eijndhoven, H. W., van Leijsen, S. A., Vergeldt, T. F., IntHout, J., & Kluivers, K. B. (2022). Risk factors for primary pelvic organ prolapse and prolapse recurrence: an updated systematic review and meta-analysis. American journal of obstetrics and gynecology, 227(2), 192–208. https://doi.org/10.1016/j.ajog.2022.04.046; letzter Zugriff: 03.06.2024

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Letzte Aktualisierung: Juni 2024