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Warum einige Mütter kaum stillen

Ergebnisse einer qualitativen Zielgruppenanalyse
Frauen in psychosozial und materiell belasteten Lebenslagen stillen seltener und kürzer. Das ergab die aktuell veröffent­lichte Studie des Netzwerks Gesund ins Leben im Bundes­zentrum für Ernährung. Die Studie hat erstmalig die subjektiven Beweg­gründe von Frauen in belas­teten Lebens­lagen, ihre Lebens­realitäten, Erfahrungen, Bedarfe und Bedürfnisse sowie Wünsche im Still-Kontext erhoben. Die Erkennt­nisse sind wertvoll, um solche Familien besser zu erreichen und zu unter­stützen.

Die Ergebnisse der Studie: Mütter in belasteten Lebenslagen weisen eher negativ geprägte Stillerfahrungen auf. Eine externe Stillvor­berei­tung hat kaum stattgefunden, reale und mediale Vorbilder und Unterstützerinnen und Unterstützer sind selten. Objektive Vorteile des Stillens werden vielfach als unzutreffend zurückgewiesen.

Das Fazit der Studie: Insbesondere für Frauen in belasteten Lebenslagen ist Stillen ein emotionales und sensibles Thema. Eine möglichst frühzeitige, umfassende und individuelle Stillberatung und -begleitung – bereits in der Schwangerschaft oder auch schon früher – wäre hilfreich. Da eine Stillintention schon sehr früh geprägt wird, sollte das Thema Stillen im gesamten Lebenslauf präsenter sein, beispielsweise durch eine verstärkte, auch mediale, Präsenz öffentlich Stillender. Zudem sollte der stigmasensible Umgang mit dem Thema Stillen gefördert werden: Mütter sollen sich beispielsweise bei der Wahl der Ernährungsform ihres Säuglings nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Bei der qualitativen Zielgruppenanalyse des Netzwerks Gesund ins Leben wurden in zwei Fokusgruppengesprächen 14 Teilnehmerinnen mit niedrigem und mittlerem Sozialstatus sowie keiner und kurzer Stilldauer insbesondere zu folgenden Themen befragt: Wissen und Einstel­lungen zu Säuglingsernährung und Stillen, Stillen in der Öffentlichkeit; Stillmotivation und tatsächliches Stillverhalten; Inanspruch­nahme von Angeboten der Vorsorge, Prävention und Gesundheitsförderung rund um die Geburt; analoges und digitales Informationsverhalten sowie -quellen; Wünsche, Anregungen und Vorstellungen zu Informationen sowie Angeboten rund um das Thema Säuglingsernährung und / oder Stillen. Zudem wurden in zwei Vergleichsgruppen weitere 19 Teilnehmerinnen zu diesen Themen interviewt.

Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit sind sensible Lebensphasen. Hier werden zentrale Weichen für die spätere Gesundheit gestellt. Das trifft insbesondere auch auf eine ausgewogene und gesundheitsförderliche Ernährung zu. Für Säuglinge ist Stillen die bevorzugte und natürliche Ernährungsform. Die signifikant protektiven Effekte für die Gesundheit von Mutter und Kind sind wissenschaftlich belegt – Stillen hat eine hohe Bedeutung. Die aktuelle deutsche Empfehlung zum Stillen lautet, dass Säuglinge ein halbes Jahr, mindestens jedoch bis zum Beginn des fünften Monats, ausschließlich gestillt werden sollen. Die aktuelle Stillquote in Deutschland ist verbesserungswürdig und weist zudem einen starken sozialen Gradienten auf: Laut KiGGS-Studie beträgt die ausschließliche Stillquote mit vier Monaten bei Müttern mit einfacher Bildung 21 Prozent im Vergleich zu 35 Prozent bei Müttern mit mittlerer und 50 Prozent mit hoher Bildung.

Weitere Informationen:

Reiss, K., Eiser, S., Lücke, S. et al. Stillförderung bei Müttern in belasteten Lebenslagen – Ergebnisse einer qualitativen Zielgruppenanalyse. Prävention und Gesundheitsförderung (2022). https://doi.org/10.1007/s11553-022-00977-7

Im internationalen Forschungsvorhaben Becoming Breastfeeding Friendly des Netzwerks Gesund ins Leben wurden über zwei Jahre stillförderliche und -hinderliche Faktoren für Deutschland systematisch erfasst. https://www.gesund-ins-leben.de/netzwerk-gesund-ins-leben/kommunikation-zur-stillfoerderung/becoming-breastfeeding-friendly/

Faktenblatt Becoming Breastfeeding Friendly: https://www.ble-medienservice.de/0041/faktenblatt-becoming-breastfeeding-friendly

Zitiert nach einer Meldung des Bundeszentrums für Ernährung vom 16.11.2022