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Studie: Drei Viertel der Erwach­senen fast immer online - Trend zum "Second Screen"

Mal eben kurz die News checken, im Gruppen-Chat eine Nachricht schreiben oder einen Beitrag in den sozialen Medien posten: Die digitalen Medien bestimmen mittlerweile einen Großteil unserer Freizeit. Laut der aktuellen Studie "Schalt mal ab, Deutschland!" der Techniker Krankenkasse (TK) sind drei Viertel der Erwachsenen (76 Prozent) in ihrer Freizeit mehrmals täglich bzw. fast immer online - Männer (83 Prozent) nochmal mehr als Frauen (69 Prozent). Dabei gibt es deutliche Unterschiede in den Altersgruppen. Die jüngere Generation der 18- bis 33-Jährigen ist mit einem Anteil von 92 Prozent überdurchschnittlich häufig im Netz. Aber auch die Älteren scheinen immer mehr in der "Onlinewelt" angekommen zu sein. 63 Prozent der befragten 50- bis 65-jährigen Männer und Frauen gaben an, zu privaten Zwecken mehrmals täglich bzw. fast immer online zu sein. Die Studie wurde heute in Hamburg auf einer digitalen Pressekonferenz vorstellt.

Zeitfresser: Messenger-Dienste, Nachrichten und E-Mails
Und die Menschen in Deutschland sind nicht nur oft im Netz, sondern auch lange. Mehr als die Hälfte der Internetnutzer (60 Prozent) verbringt täglich zwischen einer und fünf Stunden online. Nur fünf Prozent der 18- bis 65-Jährigen nutzen das Internet in ihrer Freizeit selten oder nie. Die Top-6-Beschäftigungen im Netz sind: Das Kommunizieren via Messenger (79 Prozent), sich über Nachrichten informieren (65 Prozent), Checken und Beantworten von E-Mails (61 Prozent), Anschauen von Social-Media-Beiträgen (39 Prozent) sowie die Nutzung von Unterhaltungsangeboten wie Musik-Streaming (33 Prozent) und Filme oder Videos schauen (31 Prozent).

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Auffällig ist, dass viele Menschen parallel mit zwei oder mehr Bildschirmgeräten online sind, dem sogenannten "Second Screen". Mehr als vier von zehn Befragten machen dies mindestens einmal täglich", so Baas. "Von den Jugendlichen kennt man das Phänomen, aber es scheint sich auch bei den Erwachsenen zu etablieren."

Durch Corona häufiger online
Die Corona-Pandemie hat die Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien bei vielen Menschen nochmal deutlich verstärkt. 30 Prozent der Befragten gaben an, digitale Kommunikationskanäle - wie zum Beispiel Messenger oder Video-Konferenzen - privat jetzt häufiger als vor der Pandemie zu nutzen. Im beruflichen Kontext trifft dies sogar fast auf jeden Zweiten zu (46 Prozent).

Je länger online, desto höher die gesundheitliche Belastung
Doch "always on" hat seinen Preis. Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Internetkonsum und körperlichen und vor allem psychischen Problemen. So leiden Viel-Surfer (fünf Stunden am Tag und mehr) deutlich häufiger unter Nervosität bzw. Gereiztheit (38 Prozent) oder sogar Depressionen (40 Prozent). Bei den Wenig-Nutzern (unter einer Stunde am Tag) sind die Zahlen wesentlich niedriger (Nervosität: 19 Prozent; Depressionen 16 Prozent). Muskelverspannungen, wie zum Beispiel Nacken- oder Rückenschmerzen, sind bei einem Großteil aller Befragten ein Problem (62 Prozent). Die Nutzer von Onlineangeboten, die in der Regel viel Zeit in Anspruch nehmen, sind allerdings auffällig häufiger betroffen. So gaben 77 Prozent der Online-Gamer an, häufiger oder sogar dauerhaft unter Rücken­schmerzen und Co. zu leiden.  

Dr. Jens Baas: "Das Internet und die Digitalisierung sind in vielen Lebensbereichen ein großer Gewinn und erleichtern uns den Alltag enorm - gerade jetzt in der Corona-Pandemie. Doch unser Online-Leben darf nicht zu Lasten der Gesundheit gehen. Da ist jeder Einzelne gefragt, sein Digitalverhalten kritisch zu hinterfragen und auch für regelmäßige Pausen und Offline-Zeiten zu sorgen."

Öfter mal abschalten: Leichter gesagt, als getan
Doch das ist gar nicht immer so einfach. 87 Prozent der befragten Internetnutzer möchten eigentlich gar nicht so viel Zeit im Netz verbringen, mehr als die Hälfte von ihnen (58 Prozent) gab an, länger online zu sein, als geplant und jeder Zweite (50 Prozent) fühlt sich durch das Internet von anderen Dingen abge­lenkt. Was kann man also konkret tun, um für mehr Offline-Zeit zu sorgen?

Professor Dr. Ines Sura, Professorin für Medienpädagogik und Medienbildung an der Universität Greifswald: "Viele Online-Angebote sind so konzipiert, dass sie die Menschen möglichst lange an den Bildschirm fesseln. Diesem Mechanismus gilt es bewusst gewählte Rituale entgegenzusetzen. Beispiels­weise durch feste Zeiten zum Abruf von E-Mails und Nachrichten oder das medienfreie Schlafzimmer", so die Medienexpertin. "Jede Aktion auf dem Smartphone erreicht unser Belohnungssystem im Gehirn und verleitet somit dazu, länger online zu sein als geplant."

Digitalkompetenz-Studie "Schalt mal ab, Deutschland!"

Zitiert nach einer Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse (TK) vom 17.02.2021