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Minister Laumann und Universitätsklinikum Bonn stellen Forschungsprojekt zum Hebammenkreißsaal vor

Medizinische Sicherheit des Versorgungsmodells und positive Auswirkungen auf Geburtsverläufe bestätigt

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat am Montag (24. August 2020) gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Gembruch, Privatdozent Dr. Waltraut Merz und Andreas Kocks vom Universitätsklinikum Bonn das For­schungsprojekt GEscHIcK zum Versorgungsmodell des hebammengeleiteten Kreißsaals vorgestellt.

Die Studie wird seit 2018 durch das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen gefördert und unter­sucht, wie sich eine ausschließlich durch Hebammen selbstständig betreute Geburt auf die medizi­nische Qualität auswirkt.

Zusammenfassend belegt die Studie, dass ein hebammengeleiteter Kreißsaal natürliche Geburtsverläufe mit weniger operativen Eingriffen und Schmerzmitteln fördert und sich die Geburtsdauer im Durchschnitt verkürzt. Darüber hinaus trägt das Versorgungsmodell zur Arbeitszufriedenheit der Hebammen bei.
 
Minister Karl-Josef Laumann erklärte: „Die Studie zeigt: Eine Geburt im Hebammenkreißsaal ist sicher. Das Versorgungsmodell kann die geburtshilfliche Versorgung und die Zufriedenheit der Beschäftigten verbes­sern. Es ist ein wichtiger Baustein für die strukturelle Verbesserung der geburtshilflichen Versorgung. Da­her bin ich der Auffassung, dass sich das Angebot nicht nur auf einzelne Kliniken beschränken, sondern möglichst großflächig vielen werdenden Müttern angeboten werden sollte. Daher werden wir über die Vorzüge des Hebammen­kreißsaals informieren.“
 
Das positive Gesamtbild hat Prof. Dr. Ulrich Gembruch, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Geburts­­hilfe und Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn, betont: „Der Hebammen­kreiß­saal erhöht die Wahlfreiheit Schwangerer für ihre Geburtsbetreuung. Die Frauenklinik Bonn hat den hebammen­gelei­teten Kreißsaal als erste Universitätsklinik Deutschlands eingeführt, und nach elf Jahren blicken wir auf eine hohe Zufriedenheit bei Gebärenden, Hebammen und Ärzten zurück.“
 
Wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist die ausschließliche und kontinuierliche, selbstständige und eigen­verantwortliche Betreuung der Gebärenden durch erfahrene Hebammen. Bei Auffälligkeiten des Geburts­verlaufs oder auf Wunsch der Gebärenden erfolgt eine Weiter­leitung in die ärztliche Mitbetreuung.
 
In dem mehrteiligen Forschungsprojekt GEscHIcK (Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal - Entschei­dungs­abläufe, Qualitätssicherung und ‚Best Practice‘ Modell‘) unter Leitung von Privatdozentin Dr. Waltraut Merz und Andreas Kocks am Universitätsklinikum Bonn (Mai 2018 bis Dezember 2020) werden erstmals Daten zur medizinischen Sicherheit von hebammengeleiteten Geburten in Nordrhein-Westfalen sowie Erfahrungen mit dem Versorgungsmodell erhoben und ausgewertet.

In den aktuell veröffentlichten Analysen wurden alle 612 hebammengeleiteten Geburten am Universitäts­klinikum Bonn von 2010 bis 2017 bezüglich wichtiger medizinischer Merkmale für Mutter und Neugeborene untersucht.

Zum Hintergrund:

  • 168.505 Geburten in Nordrhein-Westfalen (im Jahr 2017; Deutschland: 761.076 Geburten)
  • 153 geburtshilfliche Abteilungen an Kliniken in Nordrhein-Westfalen (2017)
  • Inzwischen neun Hebammenkreißsäle in Nordrhein-Westfalen (Bad Oeynhausen, Bonn, Düsseldorf, Gütersloh, Herdecke, Köln, Oberhausen, Paderborn und Velbert; 23 bundesweit)
  • 2017 kamen rund 99 Prozent der Kinder in Nordrhein-Westfalen in Geburtskliniken zur Welt
  • 2017 lag die Kaiserschnittrate in Nordrhein-Westfalen bei 31 Prozent (Bundesdurchschnitt: 30,5 Prozent)
  • Zum Stichtag 31. Dezember 2017 waren 2.420 Hebammen in nordrhein-westfälischen Krankenhäusern tätig. Davon waren 1.795 Hebammen teilzeitbeschäftigt.

Zitiert nach einer Pressemitteilung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 24.08.2020