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Immer mehr Kinder bringen zu viele Kilos auf die Waage

Für immer mehr Kinder scheint es zum Alltag zu gehören, Kalorien zu zählen, gegen überflüssige Kilos zu kämpfen oder auch Hänseleien wegen ihres Körper­gewichts zu ertragen. Das lassen zumindest die bundesweit stark zunehmenden Zahlen krankhaft über­gewichtiger Kinder und Jugendlicher vermuten, die die KKH Kaufmännische Krankenkasse ermittelt hat. Demnach waren in 2021 bei den 6- bis 18-Jährigen rund 34 Prozent mehr von extremem Übergewicht (Adipositas) betroffen als noch 2011. Bei der Alters­gruppe der 15- bis 18-Jährigen liegt das Plus sogar bei fast 43 Prozent. Mehr als 11.500 KKH-Versicherte bis 18 Jahre erhielten die ärztliche Diagnose Adipositas und damit jeder 16. Junge und jedes 18. Mädchen.

„Dieser Trend ist dramatisch, denn im Kindesalter werden die Grundsteine für eine gute Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt“, sagt Dr. Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. Liegt bereits in jungen Jahren extremes Über­gewicht vor, drohen früher oder später gesundheit­liche Folgen. Dazu zählen Blut­hochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Fett­stoffwechsel­störungen oder auch Gelenk­verschleiß. Zudem ist die Lebens­erwartung verringert. Neben den gesundheitlichen Risiken kann Adipositas bei betroffenen Kindern und Jugendlichen auch erheblich die psychische Balance ins Wanken bringen. „Diskriminierung und Mobbing wegen ihres Körper­gewichts gehören für viele von ihnen zum Alltag“, weiß Aileen Könitz. „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbst­wertgefühl und mindert die Lebens­qualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“

Adipositas zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Lockdowns während Corona haben dieses Gesundheits­problem bei jungen Menschen offenbar verschärft, wie die KKH-Daten zeigen. So gab es bei den 6- bis 18-Jährigen allein vom Vor-Corona-Jahr 2019 auf 2021 eine Zunahme der Adipositas-Fälle um rund elf Prozent, bei den 15- bis 18-jährigen Jungen sogar um erschreckende rund 19 Prozent und bei den gleichaltrigen Mädchen um gut 12 Prozent. „Homeschooling mit stunden­langem Sitzen vor dem PC, fehlender Sport­unterricht, kaum Treffen mit Freunden, geschlossene Sport­stätten – die Pandemie mit all ihren Kontakt­beschränk­ungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert“, sagt Aileen Könitz. „Das war ein Einfallstor für Ersatz­handlungen, um Frust, Stress und Einsamkeits­gefühle zu kompensieren.“ Manch einem half da der Griff zu Dick­machern wie zuckerhaltigen Softdrinks, Schokolade oder Chips, die durch ihren Fett- bzw. Zucker­gehalt für Glücks­empfinden sorgen. Andere hockten in ihrer Freizeit über Stunden nahezu bewegungslos chattend und spielend vor dem PC, ohne sich draußen zu bewegen.

Prävention ist kein Zauberwerk

Niemand ist Risiken für Fettsucht wie falscher, fett- und kalorienreicher Ernährung, Bewegungsarmut und übermäßiger Nutzung von Fernsehen, Smartphone & Co. hilflos ausgeliefert. Eine zentrale Rolle bei der Vorbeugung kommt Eltern zu. Sie haben eine Vorbild­funktion in Sachen Gesundheits­bewusstsein für ihre Kinder. Ernähren sie sich ausgewogen, fett- und zuckerarm und bewegen sich viel, tut das meist auch ihr Nachwuchs langfristig. „Kinder machen sich in der Regel nicht bewusst, welche Folgen Übergewicht in zehn, zwanzig Jahren haben kann“, so Expertin Könitz. Ihr Tipp: „Schaffen Sie bei Ihrem Kind ein Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht und die persönliche Verant­wortung für die eigene Gesundheit. Machen Sie Ihrem Kind klar, wie wichtig eine achtsame Lebensweise ist, um krankhaftes Übergewicht zu vermeiden. Unterstützen Sie es dabei, gesunde Verhaltens­weisen zu erlernen und dauerhaft zu praktizieren.“

Sind sich Eltern unsicher, ob das Gewicht ihres Kindes noch okay oder bereits zu hoch ist, fragen Sie ihren Kinder- und Jugendarzt um Rat. Denn entscheidend ist es, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Liegt Adipositas vor, stehen eine Reihe von Hilfs­angeboten und Einrichtungen zur Verfügung. Damit der Kampf gegen unliebsame Pfunde erfolgreich ist, kommt es laut Aileen Könitz vor allem darauf an, dass Kinder ihren Lebensstil und ihre Verhaltens­weisen aktiv ändern wollen, motiviert mitarbeiten und bei all dem psychisch gestärkt werden. „Das verlangt Kindern wie Eltern viel Kraft, Geduld und Durchhalte­vermögen ab, sollte aber beflügelt werden durch die Aussicht auf ein langes, gesundes Leben inmitten der Gesellschaft.“

Zitiert nach einer Pressemitteilung der Kaufmännischen Krankenkasse vom 03.11.2022