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Gesundheit von Frauen, die eine Stille Geburt erleben, nimmt ab

Studie untersucht, wie sich Schwangerschaftsverläufe langfristig auf die Gesundheit von Frauen auswirken
In seiner neuen Studie untersucht Alessandro Di Nallo vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR), wie sich die körperliche Gesundheit von Frauen im Laufe der Zeit entwickelt, die entweder eine Fehlgeburt/Totgeburt erlebt oder ein Kind lebend geboren haben. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar die Gesundheit aller Frauen nach einer Schwangerschaft abnimmt, dieser Rückgang jedoch bei Frauen, die eine Fehlgeburt/Totgeburt erlebt haben, ausgeprägter und anhaltender ist. Diese Unterschiede bleiben auch nach der mathematischen Bereinigung um soziodemografische und psychische Gesundheitsfaktoren bestehen.

  • Über mehrere Jahre hinweg vergleicht diese Studie die körperliche Gesundheit von Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt erlebt haben, mit der von Frauen, deren Kinder lebend zur Welt kamen.
  • Sie stützt sich auf Daten aus der Understanding Society Survey im Vereinigten Königreich, an der 2.386 Frauen vor und nach ihrer ersten Schwangerschaft teilnahmen, von denen 257 zwischen 2009 und 2023 eine Fehl- oder Totgeburt hatten.
  • Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit Fehl- oder Totgeburt einen signifikanten und anhaltenden Rückgang ihrer körperlichen Gesundheit aufweisen, insbesondere in den ersten zwei Jahren danach.

Eine Fehl- oder Totgeburt ist ein häufiges, aber oft übersehenes Gesundheitsereignis, das Millionen Frauen weltweit erleben. Während die psychologischen Folgen gut dokumentiert sind, sind die langfristigen Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit weniger bekannt. „Ich wollte herausfinden, ob eine Stille Geburt eindeutige und dauerhafte Folgen für die körperliche Gesundheit von Frauen hat, die über die gesundheitlichen Belastungen durch Schwangerschaft und Geburt hinausgehen“, sagt Alessandro Di Nallo. Es fällt besonders auf, dass die Auswirkungen einer Fehl- oder Totgeburt über einen längeren Zeitraum anhalten und nicht vollständig durch soziodemografische Unterschiede erklärt werden können. Das deutet darauf hin, dass Fehl- oder Totgeburten über die unmittelbare Zeit nach dem Ende der Schwangerschaft hinaus eindeutige langfristige Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben.

Die Studie verwendet Längsschnittdaten aus der Understanding Society Survey (UKHLS) mit einem national repräsentativen Pool von Personen im Vereinigten Königreich. Der Datensatz umfasst von den Teilnehmerinnen selbst angegebene Gesundheitsindikatoren, soziodemografische Merkmale und die Schwangerschaftsgeschichte. Die Analyse konzentriert sich auf Frauen in ihrer ersten Schwangerschaft im Zeitraum zwischen 2009 und 2023.

Beeinflusst eine Fehl- oder Totgeburt chronische Erkrankungen?
Während sich viele Studien mit den kurzfristigen gesundheitlichen Auswirkungen einer Fehl- oder Totgeburt befassen, leistet diese Studie einen Beitrag zur Fachliteratur, indem sie die langfristige körperliche Gesundheit untersucht. Im Gegensatz zu den meisten früheren Studien, die sich häufig auf wiederholte Fehl- oder Totgeburten konzentrieren, untersucht diese Arbeit die erste Fehl- oder Totgeburt, wodurch Verzerrungen in den Daten durch bereits bestehende Gesundheitsbeeinträchtigungen aufgrund wiederholter Fehlgeburten reduziert werden.

Andere Studien haben die psychischen Folgen von Tot- und Fehlgeburten untersucht, aber nur wenige Studien haben die langfristigen Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit anhand von Längsschnittdaten systematisch analysiert. „In der Literatur gibt es einige Widersprüche, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob Unterschiede in der körperlichen Gesundheit über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Einige Studien führen diese Unterschiede auf Selektionseffekte zurück und nicht auf kausale Zusammenhänge. Durch die Verwendung von Fixed-Effects-Modellen versucht unsere Studie, die Auswirkungen von Stillen Geburten zu isolieren und gleichzeitig nicht beobachtbare individuelle Unterschiede zu kontrollieren“, erklärt Alessandro Di Nallo.

Weitere Forschung sollte spezifische Mechanismen untersuchen, wie Fehl- oder Totgeburten chronische Krankheiten zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen können, um dann gezielt Maßnahmen zu verbessern. „Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden gesundheitlichen Betreuung von Frauen nach Schwangerschaft und Stiller Geburt und erkennt deren nachhaltige Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden an“, sagt Alessandro Di Nallo. Er ergänzt: „Ich hoffe, dass meine Forschung zu einer besseren medizinischen Nachsorge beiträgt und in Strategien der öffentlichen Gesundheit einfließt. Darüber hinaus möchte ich zu einer breiteren Diskussion darüber beitragen, wie reproduktive Erfahrungen die langfristige Gesundheit beeinflussen.“

Originalpublikation
Di Nallo, A.: Women’s physical health around live births and pregnancy losses: a longitudinal study. European Journal of Public Health (2025). DOI: 10.1093/eurpub/ckaf013

Zitiert nach einer Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Demografische Forschung (MPIDR) vom 23.04.2025