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Tägliches Schnitzel war gestern
Pflanzenbetonte Ernährung ist Trend
„Fleisch ist mein Gemüse“. Das war einmal. Der gleichnamige Roman von Heinz Strunk ist mittlerweile knapp 20 Jahre alt (spielt in den 1980ern) und offenbar hat sich diese Einstellung in der deutschen Bevölkerung stark gewandelt. Denn die Gruppe der Flexitarier wächst: „Weniger Fleisch, dafür gutes Fleisch“, so fasste Bundesernährungsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2023 den Trend zusammen. Das Bundesministerium hatte dafür rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt.
Der Anteil der Befragten, die täglich Fleisch oder Wurst essen, nimmt stetig ab. So waren es 2015 noch 34 % und in diesem Jahr nur noch 20 %. Wenig überraschend sind es vor allem immer mehr jüngere Menschen, die sich für eine pflanzenbetonte Ernährung entscheiden. Rund 16 % der 14- bis 29-Jährigen ernähren sich vegetarisch, 5 % vegan und 40 % flexitarisch. Aber auch bei den Ü-60-Jährigen ist flexitarisch voll im Trend (49 %). Insgesamt 46 % der Befragten schränken ihren Fleischkonsum ein und 53 % haben schon vegetarische Alternativen gekauft. Das Ernährungsverhalten der Menschen sei hier schon viel weiter, als manche schrillen Töne in der Politik oder den Verbänden es vermuten ließen. „Viele passen ihre Ernährung längst an“, sagte Özdemir.
Das liegt laut Ernährungsreport auch daran, dass das Angebot an pflanzlichen Alternativen immer größer wird. Wer seit Jahren die Entwicklung der Lebensmittelbranche verfolgt, weiß: Der mit Abstand größte Wachstumsmarkt sind Fleischalternativen. Gleichzeitig sinken entsprechend auch die Preise für diese Produkte.
Hier sieht Bundesminister Özdemir auch die Politik in der Pflicht, die dafür sorgen muss, dass das Angebot an pflanzlichen Alternativen vorhanden ist. Das gelte für die Gemeinschaftsverpflegung genauso wie für den Supermarkt. Darauf müsse auch die geplante Ernährungsstrategie der Bundesregierung einzahlen.
Apropos Gemeinschaftsverpflegung: Hier wünschen sich 51 % der Befragten, dass Restaurants und Kantinen mehr Gerichte mit oder aus Bio-Lebensmitteln anbieten. Welche Bedeutung Kantinen, Schulmensen und Kitas bei der Veränderung der Ernährungsweise zukommt, ist klar. Denn nur hier kann wirklich positiv gelenkt werden – übrigens auch ganz ohne jemandem sein Schnitzel oder seine Currywurst „wegzunehmen“. Eine gesunde und nachhaltige Kost in der Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen und vor allem Kitas und Schulen diene nicht nur der reinen Nährstoffversorgung, die lern- und leistungsfähiger macht, sondern beuge auch ernährungsmitbedingten Krankheiten vor, die ein großer gesellschaftlicher Kostenfaktor sind. Dabei dürften den Bürgerinnen und Bürgern aber keine Vorschriften gemacht werden. Özdemir lud in diesem Zusammenhang zu einer sachlichen Diskussion ein, in der Essverhalten nicht mehr politisiert werde.
Den Ansatz einer wertneutralen Kommunikation verfolgt auch Eva Zovko, Leiterin des Bundeszentrums für Ernährung: „Ernährungskommunikation ist keine Einbahnstraße. Um erfolgreich eine klimasensible Ernährung zu kommunizieren, ist es nötig, mit den Menschen in den Dialog zu treten und nicht einfach nur Empfehlungen auszusprechen.“ Wie der Ernährungsreport zeigt, warten die Menschen auch nicht auf klug gemeinte Ratschläge, sondern handeln schon selbst. Gründe für die pflanzenbetonte Ernährung sind laut der Umfrage vor allem bessere Verträglichkeit für Klima, Umwelt und Tierschutz.
Einig sind sich fast alle Befragten (99 %) übrigens in einem Punkt: Beim Essen kommt es vor allem darauf an, dass es gut schmeckt. Die Zukunft ist also voraussichtlich pflanzenbetont und lecker.
Zitiert nach einer Meldung des Bundezentrums für Ernährung vom 18.10.2023.