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Burnout: Kann Yoga bei der Bewältigung helfen?

Die wissenschaftliche Kenntnislage ist zu schwach, um diese Bürgerfrage im ThemenCheck Medizin zu beantworten: Bei einzelnen Aspekten deutet sich zwar ein günstiger Einfluss von Yoga an, das reicht aber nicht für ein positives Fazit aus.

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Federführung der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte untersucht, ob Yoga Menschen mit Burnout helfen kann. Die Frage war unter anderem, ob Yoga den Schweregrad des Burnouts, depressive Symptome oder den erlebten Stress mindern und die Lebensqualität von Betroffenen verbessern kann.

Die Forschungsfrage zur Burnout-Bewältigung mit Yoga lässt sich anhand der vorliegenden Studienergebnisse nicht beantworten. Der Vergleich von Yoga mit „keine Behandlung“ liefert zwar einen Anhaltspunkt dafür, dass Yoga den erlebten Stress reduzieren kann. Für alle anderen Zielgrößen wie Schweregrad des Burnouts, Lebensqualität oder Nebenwirkungen bleiben Aussagen zum Nutzen oder Schaden von Yoga aber offen.

Der ThemenCheck-Bericht offenbart also grundsätzlichen Forschungsbedarf. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen fest: Studien werden benötigt, in denen Yoga mit therapeutischem Ansatz über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht wird. Zwei Grundvoraussetzungen seien dafür jedoch zu beachten: Zum einen seien eine einheitliche Definition sowie Standards zur Feststellung eines Burnouts erforderlich. Und damit Yoga als Behandlungsansatz gelten könne, müsse zum anderen die Kursqualität durch eindeutige Kriterien für Inhalte und Kompetenzen der Lehrenden definiert sein.

Anfrage eines Bürgers war Ausgangspunkt des ThemenCheck-Berichts

Ein Burnout kann in stark belastenden Lebenssituationen entstehen, zum Beispiel bei anhaltend hohem Stress am Arbeitsplatz, durch Konflikte in der Familie, die Pflege von Angehörigen oder hohe Ansprüche an sich selbst. Was genau ein Burnout ist und anhand welcher Symptome festzustellen, ist in der Wissenschaft allerdings nicht klar definiert. Aus verschiedenen Definitionen von Burnout ergibt sich im Kern, dass Betroffene sich regelrecht „ausgebrannt“ fühlen, erschöpft, überlastet und weniger leistungsfähig. Körperliche Beschwerden wie Schmerzen und Magen-Darm-Probleme können hinzukommen und Betroffene haben Schwierigkeiten, ihr alltägliches Leben zu bewältigen.

Um Menschen mit Burnout zu behandeln, werden in der Regel verschiedene Therapieformen kombiniert, zum Beispiel Medikamente und eine Psychotherapie. Auch ergänzende Maßnahmen wie Sport, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen oder Kunsttherapie spielen eine Rolle. Weil Yoga unter anderem auf Stressreduktion zielt, gibt es auch Ansätze, Burnout mit Yoga zu behandeln.

Yoga, basierend auf einer rund 3000 Jahre alten Lehre aus Indien, umfasst zahlreiche Praktiken wie körperliche Übungen, Atemübungen, Meditation, körperliche Reinigungstechniken sowie Konzentrations- und Lebensstilübungen. In westlichen Ländern sind vor allem Yoga-Haltungen (Asanas), Atem- und Meditationstechniken bekannt. Yoga-Angebote sind in Deutschland nicht reguliert und können verschiedenste Varianten des Yoga beinhalten. So ist auch die Bezeichnung „Yoga-Lehrer“ nicht geschützt.

Wissenschaftliche Studienergebnisse inkonsistent

Die vom IQWiG beauftragten externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchten systematisch nach Studien, die Yoga bei Menschen mit Burnout vergleichen mit „keine Behandlung“ oder anderen Behandlungsansätzen. Für den ThemenCheck-Bericht ließen sich die Ergebnisse aus fünf Studien analysieren, die allerdings alle ihre Schwächen haben und nicht gut miteinander vergleichbar sind: Beispielsweise wurden Studienteilnehmende nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt und verschiedene Formen von Yoga eingesetzt. Daher lässt sich insgesamt nicht beurteilen, ob oder wie gut Yoga bei Burnout hilft. In zwei der fünf Studien wurde Yoga verglichen mit „keine Behandlung“.

In einer Studie wurde Yoga zusätzlich zu einer üblichen Behandlung eingesetzt und mit der üblichen Behandlung allein verglichen. Die restlichen zwei Studien verglichen Yoga mit anderen Behandlungsansätzen (kognitive Verhaltenstherapie und Gruppen-Fitnesskurse).

Die Ergebnisse deuten lediglich an, dass Yoga im Vergleich zu keiner Behandlung bzw. einer üblichen Behandlung ohne begleitendes Yoga den erlebten Stress reduzieren kann. Weitere Effekte des Yoga, zum Beispiel auf depressive Symptome oder auf die Lebensqualität, zeigen sich in den Studien nicht. Daten zu Nebenwirkungen von Yoga fehlen oder konnten nicht ausgewertet werden.

Der ThemenCheck Medizin

Interessierte können im Rahmen des ThemenCheck Medizin Vorschläge für die Bewertung von medizinischen Verfahren und Technologien einreichen. In einem zweistufigen Auswahlverfahren, an dem auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind, werden aus den eingereichten Vorschlägen pro Jahr bis zu fünf neue Themen ausgewählt. Laut gesetzlichem Auftrag sollen dies Themen sein, die für die Versorgung von Patientinnen und Patienten von besonderer Bedeutung sind. Die ThemenCheck-Berichte werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.

Die vorläufigen Ergebnisse des HTA-Berichts „Burnout: Kann Yoga bei der Bewältigung helfen?“ hatte das Institut im Januar 2023 als vorläufigen ThemenCheck-Bericht veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Bericht überarbeitet und jetzt in seiner finalen Fassung veröffentlicht.

Zitiert nach einer Pressemitteilung des IGWiG vom 10.07.2023.