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Bluthochdruck in der Schwangerschaft überträgt sich auf das Kind

Gesundes Altern beginnt bereits im Bauch der Mutter. Das zeigt sich jetzt auch für die Blutdruckwerte: Wissen­schaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf Forschung (DZHK) haben zusammen mit däni­schen Kollegen herausgefunden, dass sich ein erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft auf den Nach­wuchs überträgt. Mädchen sind dafür anfälliger als Jungen.

Schwangerschaft ist ein Stresstest für den Körper. Hält der Körper dieser Belastung nicht ganz stand, sodass etwa ein Diabetes oder Bluthochdruck auftreten, erhöht sich das Krankheits­risiko der Mutter nach der Entbindung. Gesundheitliche Probleme in der Schwanger­schaft beein­flussen auch das ungeborene Kind. Dies ist besonders für den Stoffwechsel bekannt. So erhöht ein Schwanger­schafts-Diabetes das Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2 im späteren Leben der Sprösslinge.

Anna Birukov vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung hat nun zusammen mit dänischen Kollegen herausgefunden, dass sich ein erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft auf das Kind überträgt. Dafür hat sie zusammen mit Dr. Louise Bjorkholt Andersen die Daten einer Studie mit 2.434 schwangeren Frauen und 2.217 Kindern der süddänischen Stadt Odense ausgewertet. 248 und damit etwas mehr als zehn Prozent der untersuchten Frauen hatten einen durch die Schwangerschaft erhöhten Blutdruck, also Werte über 140/90 mm Hg. Im Alter von fünf Jahren zeigten die Mädchen dieser Mütter erhöhte systolische Blutdruckwerte. Jungen hatten eher gestiegene diastolische Blutdruckwerte, die auch nicht so stark vom Normal­wert abwichen wie die Blutdruckwerte der Mädchen. Bis zum 18. Lebensjahr werden die Kinder im Rahmen der Studie weiter regelmäßig untersucht.

„Die Werte der Kinder sind nicht so dramatisch erhöht, dass man schon von einem Bluthochdruck sprechen könnte. Trotzdem stellt selbst die bei Mädchen beobachtete Erhöhung um zwei bis drei mm Hg in so jun­gen Jahren langfristig eine große Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar“, sagt DZHK-Forscher Professor Ralf Dechend von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem HELIOS-Klinikum Berlin, der die Arbeit betreute. „Denn das Herz schlägt pro Tag ca. 100.000-mal. Wenn man das auf die durch­schnitt­liche Lebenserwartung einer Frau von zurzeit 83 Jahren hochrechnet, sind das mehr als drei Milliarden Herzschläge, die Herz und Gefäße jedes Mal einem erhöhten Druck aussetzen.“

Mutter und Kind im Blick behalten
Wenn Ungeborene einen erhöhten mütterlichen Blutdruck erfahren haben, bedeutet das vor allem, dass die Eltern später ganz besonders darauf achten müssen, dass sich ihr Nachwuchs gesund ernährt, aus­reichend bewegt und sie ihm diesen Lebensstil sozusagen anerziehen.

„Außerdem müssten Mütter mit einem erhöhten Blutdruck in der Schwangerschaft nach der Geburt besser betreut werden“, sagt Dechend. Sobald die Nachsorge beendet sei, fühle sich der Frauenarzt nicht mehr zuständig, der Hausarzt sei nicht immer informiert. Dabei zeigten Studien aus Ländern in denen komplette Geburtsregister ausgewertet wurden wie in den USA, Skandinavien oder Schottland, dass diese Frauen ab Mitte Fünfzig ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko hätten, an Herz und Kreislauf zu erkranken. Das sei damit ebenso riskant wie das Rauchen.

Früherkennung möglich
Die Ergebnisse von Birukov und Andersen zeigen, dass sich ein Bluthochdruck schon früh in der Schwan­ger­schaft durch kleine Veränderungen in den Werten andeutet. Die Gefahr eines erhöhten Blut­drucks ließe sich demnach schon beizeiten feststellen und vorbeugende Maßnahmen könnten das lebens­lange Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Mutter und Kind senken.

Laut Dechend treten bei 15 Prozent aller Schwangerschaften Erkrankungen auf, die das kardiovaskuläre Risiko der Mutter erhöhen. Dazu gehören Schwangerschaftsbluthochdruck, -diabetes, Frühgeburtlichkeit und wachstumsretardierte Kinder. 80 Prozent aller Frauen in Deutschland hätten ein Kind, also gäbe es viele Menschen mit einem zusätzlichen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die koronare Herz­krankheit wird jedoch immer noch als Männerdomäne angesehen, da Frauen bis zu den Wechsel­jahren das schützende Östrogen haben. „Wir wissen seit zwanzig Jahren, dass absolut mehr Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben als Männer“, so Dechend. „Denn bei Männer ist die Sterblichkeit in den letzten beiden Jahrzehnten gesunken, bei Frauen nicht. Daher ist es wichtig, gerade auch bei ihnen alle Risikofaktoren zu kennen und ihre Gesundheit im Blick zu behalten.“

Originalarbeit: Birukov A, Herse F, Nielsen JH, et al. Blood Pressure and Angiogenic Markers in Pregnancy: Contributors to Pregnancy-Induced Hypertension and Offspring Cardiovascular Risk [published online ahead of print, 2020 Jun 8]. Hypertension. 2020;HYPERTENSIONAHA11913966.

DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.13966

Zitiert nach einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung vom 30.07.2020

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