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Auf vielen Wegen erreichbar – per Telefon, E-Mail oder Chat zum Hilfetelefon
Gerade einmal 20 Prozent der Frauen, die Gewalt erleben, wenden sich an Beratungs- oder Unterstützungseinrichtungen. Weil sie kein Vertrauen haben, dass ihnen jemand glaubt, weil sie Angst haben oder weil sie sich schämen. Viele wissen einfach nicht, welche Anlaufstelle für sie die richtige ist. Genau hier setzt das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ an. Eine anonyme Beratung am Telefon, im Chat oder per E-Mail ist besonders niedrigschwellig.
Auch die aktuelle Lage zeigt, wie wichtig es ist, dass das Hilfetelefon Betroffenen als zentrale Erstanlaufstelle verlässlich zur Verfügung steht. Die fortdauernden Corona-bedingten Beschränkungen sind äußerst belastend für viele Frauen, deren häusliche Situation zu eskalieren droht. Die ständige Erreichbarkeit, die hohen Sicherheitsstandards, die mehrsprachige Beratung sowie der barrierefreie Zugang sollen von Gewalt betroffene Frauen dazu ermutigen, sich vertrauensvoll an eine der rund 80 Beraterinnen zu wenden.
Anonyme und vertrauliche Beratung am Telefon
Wie es sein Name verrät, ist das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ telefonisch unter 08000 116 016 erreichbar – und zwar 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. Ein Anruf genügt und gewaltbetroffene Frauen, Menschen aus deren sozialem Umfeld und Fachkräfte können direkt mit einer Beraterin des Hilfetelefons sprechen.
Jeder Anruf wird streng vertraulich behandelt. Ratsuchende müssen ihren Namen nicht nennen und können sich darauf verlassen, dass die Beraterinnen persönliche Informationen und Daten weder erfassen noch weitergeben. Die Rufnummer wird der Beraterin nicht angezeigt und zur Sicherheit der betroffenen Frau wird die Rufnummer des Hilfetelefons nicht im Einzelverbindungsnachweis der Telefonrechnung ausgewiesen.
Vielen Frauen fällt es schwer, sich jemandem anzuvertrauen, wenn sie von Gewalt bedroht oder betroffen sind. Die Aufgabe der Beraterin besteht darin, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Die Anonymität des Angebots sowie die Schweigepflicht der Beraterin sind wichtige Voraussetzungen, um Ängste und Unsicherheiten bei den Ratsuchenden abzubauen und es für sie leichter zu machen, über das zu sprechen, was sie erlebt haben.
Ergebnisoffen
Das Ergebnis der Beratung ist offen. Die ratsuchende Person kann Fragen stellen, ihr Problem erklären oder einfach nur erzählen, was ihr auf der Seele liegt. Im Anschluss überlegen Beraterin und Ratsuchende, welche Art der Unterstützung sie benötigt und entwickeln gemeinsam Lösungsstrategien. Die Beraterin erläutert beispielsweise, welche Angebote es im Hilfesystem gibt und wie eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus arbeitet, um ihr neue Möglichkeiten und Perspektiven aufzuzeigen. Am Ende der Beratung entscheidet jede Frau selbst, welche Schritte sie gehen möchte.
Barrierefrei und mehrsprachig
Auch für Frauen mit mangelnden Deutschkenntnissen, Beeinträchtigungen und Behinderungen ist gesorgt. Rund um die Uhr stehen Dolmetscherinnen für 17 Fremdsprachen bereit: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Türkisch, Kurdisch, Rumänisch, Polnisch, Russisch, Albanisch, Bulgarisch, Serbisch, Vietnamesisch, Chinesisch, Arabisch und Farsi bzw. Dari. Mithilfe eines Sprachenkarussells kann die Hilfesuchende zu Beginn des Gespräches deutlich machen, in welcher Sprache sie beraten werden möchte. Die Beraterinnen schalten dann innerhalb von nur einer Minute eine Dolmetscherin zu dem Gespräch hinzu. Die Gesprächsführung bleibt jedoch die ganze Zeit über bei der Beraterin. Seit Gründung des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ gab es bis heute über 10.600 fremdsprachliche Beratungen, die meisten davon auf Arabisch, Farsi bzw. Dari und Russisch.
Die Beratungsleistungen sind zusätzlich in leicht verständlicher Sprache sowie für Gehörlose und Hörgeschädigte in Gebärdensprache möglich. Leichte Sprache bedeutet, dass die Beraterinnen darin geübt sind, Menschen mit Lernschwierigkeiten zu helfen. Sie achten stets darauf, einfache Sätze zu formulieren, keine Fremdwörter zu benutzen und bereits Gesagtes zu wiederholen. Darüber hinaus ist die Beratung in Deutscher Gebärdensprache möglich. Über den Tess-Relay-Dienst können Gehörlose rund um die Uhr mithilfe von Gebärden- und Schriftsprachdolmetscherinnen mit den Beraterinnen kommunizieren.
E-Mail oder Chat?
Die Kontaktaufnahme zu den Beraterinnen kann zusätzlich zum Telefon über Online-Kommunikationswege wie E-Mail und Chat stattfinden. Die Grundsätze der Anonymität und der Datensicherheit bleiben auch in der Online-Beratung vollständig gewahrt. Je nach individueller Situation und Ausgangslage können sich von Gewalt betroffene Frauen für den passenden Kommunikationsweg entscheiden.
Wenden sich Ratsuchende per E-Mail an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, ist die Beantwortung innerhalb von 24 Stunden garantiert. Eine E-Mail bietet die Möglichkeit, in Ruhe einen Text zu verfassen, ihn in zeitlichem Abstand zu reflektieren und erst dann über das Absenden zu entscheiden. Für viele stellt die Niederschrift und das Formulieren eines Anliegens einen wichtigen inneren Prozess dar.
Der Sofort-Chat kann spontan wahrgenommen werden. Er steht täglich zwischen 12 und 20 Uhr zur Verfügung und benötigt keine Anmeldung: Ein entsprechender Klick auf der Homepage genügt und der Kontakt zu einer Beraterin ist hergestellt. Für die Chats sind mindestens zwei Beraterinnen gleichzeitig im Einsatz. Auch eine elektronische Terminvereinbarung für einen Chat ist möglich. Über ein Benutzerkonto können Ratsuchende einen 45-minütigen Termin-Chat buchen, dieses Zeitfenster ist dann ausschließlich für sie reserviert. Dafür muss weder eine E-Mail-Adresse noch der reale Name der Ratsuchenden hinterlegt werden.
Der Online-Chat hat als „stilles“ Medium einen entscheidenden Vorteil. Eine Frau kann trotz der Anwesenheit ihres Partners zuhause mit einer Beraterin chatten, was telefonisch unter Umständen schwierig wäre. Betroffene mit schweren Traumatisierungen nutzen bevorzugt den Chat, weil sie dort nicht sprechen müssen und ihn ganz einfach verlassen können – ohne das Gefühl zu haben, sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Insgesamt erfolgt knapp jeder zehnte Beratungskontakt über die Online-Kommunikationswege des Hilfetelefons, die Nutzung des Sofort-Chats wächst dabei stetig.
Zitiert nach einer Meldung des Hilfetelefons Gewalt vom 15.12.2020